Fokus Geld und Nachhaltigkeit

Geld investieren und Wirkung erzielen, aber wie?

von Carmen Schirm
min
06.03.2024
Mittlerweile hat die Hälfte der Produkte, die in der Schweiz angeboten werden, einen Nachhaltigkeitsbezug. Einen Überblick zu erhalten, ist nicht so einfach. Wer eine Wirkung erzielen will, sollte sich genauer damit beschäftigen.

Nachhaltige Anlagen werden in der Schweiz immer beliebter. Lag der Anteil im Jahr 2018 bei 191 Milliarden, stieg er bis Anfang 2023 auf 694 Milliarden. Die Anzahl der Produkte wächst rasant. Verglichen mit allen Produkten, die es am Markt gibt, aktuell im Wert von 1,3 Billionen, hat mittlerweile mehr als die Hälfte aller Fonds einen Nachhaltigkeitsbezug. Tendenz steigend. Immer mehr Anlegerinnen und Anleger sehen in Renditeerzielen und «Gutestun» keinen Widerspruch. Denn die Produkte bieten die Möglichkeit, den eigenen Werten und Überzeugungen entsprechend anzulegen.

Nachhaltige Investments mit Werteüberlegungen

Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass ein hoher Anteil der nachhaltigen Anlagen in der Schweiz, rund 40 Prozent, aus finanziellen Gründen getätigt wurde. Das heisst, es wurde in Nachhaltigkeit investiert, um damit eine (höhere) Rendite zu erzielen. 32 Prozent der Anlegerinnen hingegen möchten eine Wirkung erzielen: die Umwelt verbessern, den CO2-Ausstoss oder den Erdölverbrauch reduzieren. 28 Prozent der Investments basieren auf Werteüberlegungen, das heisst, die Anleger investieren aufgrund der eigenen Wertvorstellungen beispielsweise nicht in Tabak, Glücksspiel oder Rüstungsfirmen.

Ein Dickicht aus Grüntönen

Mittlerweile werden Kunden in Banken aktiv darauf angesprochen. Denn per 1. Januar 2024 gibt es eine neue Regelung für die Banken. Privatkundenbetreuer sind verpflichtet, bei ihren Kunden nachzufragen, ob diese nachhaltig investieren möchten. Im Gegenzug müssen sich auch die Kunden mit diesem Thema auseinandersetzen. Will man grundsätzlich nachhaltig investieren? Wenn ja, in welche Bereiche?

Das Problem: Wer sein Geld nachhaltig investieren möchte, fühlt sich schnell einmal wie im Dschungel. Das Dickicht aus Grüntönen ist nur schwer zu durchschauen. Und oft wird zu viel versprochen. Ein Aktienportfolio wird als klimaoptimiert angepriesen, und im Kleingedruckten steht, dass zwar die Emissionen aus dem direkten Treibhausgasausstoss der Betriebsanlagen gemessen werden. Es fehlen jedoch die Emissionen, die bei Vorprodukten und Zulieferern sowie dem späteren Gebrauch durch die Kunden entstehen. Dies sind die am schwierigsten zu erfassenden Daten und machen den grössten Teil aus.

Aktives Nachfragen

Es gelte daher nachzufragen, bevor man sich für ein Produkt entscheide, am besten, man werde selber aktiv, sagt Dominik Boos, Leiter des Studiengangs CAS Nachhaltiges Anlegen an der ZHAW dem Kirchenboten. Zudem ist es wichtig, diversifiziert (breit gestreut) zu investieren. Einige wenige Aktien herauszupicken, ist Spekulation. Kleinanlegern sei daher geraten, in Fonds anzulegen, zudem in Produkte eines Vermögensverwalters, der die Unternehmen im Fonds konsequent dazu verpflichtet, ihre Emissionen zu senken und nachhaltiger zu werden. Es ist ein Missverständnis, dass ein nachhaltiges Finanzprodukt nur nachhaltige Unternehmen enthalten muss. Man kann auch in Unternehmen investieren, die in puncto Nachhaltigkeit noch schlecht abschneiden, um sie nachhaltiger zu machen.

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