Manchmal brauchen wir eine Pause

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22.02.2022
Weniger Bildschirm, mehr Zeit für Schönes. Das hat sich Andri Zubler vorgenommen. Was sich in drei Monaten ohne Social Media verändert hat, beschreibt er hier.

Seit Mitte Dezember benutze ich kein Social Media mehr. Eigentlich ist dies nicht wirklich was Besonderes, aber doch fand ich, ich muss ein paar Zeilen darüberschreiben. Als ich an einem Wochenende erwachte, war das erste, zu dem ich griff, mein Smartphone. Zuerst einmal ein bisschen Instagram durchgeschaut, dann ebenfalls noch Facebook und ein paar Videos auf derselben Plattform betrachtet. Was um neun Uhr begonnen hat, endete um elf Uhr. Ich war jetzt also seit zwei Stunden wach und hatte nichts anderes getan als Videos geschaut, die sich übrigens oft wiederholten, und irgendwelche Bilder von der Bergpiste meiner Freunde betrachtet. Das schockierte mich doch. Als ich am Abend mit meinen Freunden etwas trinken ging, wollte ich aus Neugier nur mal die Bildschirmzeit mit ihnen vergleichen. Der erste kam mit drei Stunden, der zweite mit vier und ein Kollege hatte sechs Stunden. Ich hatte siebeneinhalb. Was die Kollegen mit einem gewissen Staunen kommentierten, liess mich doch ein wenig beschämend dasitzen. Habe ich nichts Besseres zu tun, als so viele Stunden vor meinem Smartphone zu sitzen? 

Irgendwie war ich genervt. Genervt ab dieser langen Zeit, die ich scheinbar einfach am Smartphone verschwende. Daher entschied ich mich dazu, meine Instagram- und Facebook-Konten zu deaktivieren. Löschen wollte ich sie noch nicht, für den Fall, dass ich doch hin und wieder sehen wollte was so online läuft. Bis heute, habe ich meine Konten nicht reaktiviert. Seitdem bin ich viel entspannter und nicht mehr so gestresst. Klar, ich sehe gerade nicht mehr sofort wer was am Wochenende gemacht hat. Aber mal ehrlich, wieso muss ich das wissen? Muss denn jeder wissen, wo ich gerade bin und was ich treibe? Beides ist definitiv nicht der Fall. Anfangs dachte ich, ich würde die aktuellsten News und Videos ohne die Plattformen vermissen. Doch ich habe endlich wieder mehr Zeit für anderes. Ich lese wieder mehr, übe mich an Dingen, die mich interessieren und sitze ganz relaxt da, wenn mich jemand fragt «Hast du dieses Video schon gesehen?». 

Es ist erstaunlich, wie einfach es manchmal geht. Was meine Kollegen als «Social-Media-Detox» bezeichnen ist für mich einfach wieder mehr Ruhe und Gelassenheit. Ich finde Social Media nichts schlechtes, aber es scheint mir doch auch ein gewisses Suchtpotenzial zu geben. Daher bin ich überzeugt, dass wir manchmal uns einfach daran erinnern müssen, dass wir die Momente auch geniessen können, ohne dies allen Leuten gleich online mitzuteilen. Wir könnten beispielsweise den Moment geniessen mit den Leuten, die dabei sind. Habe ich zumindest mal auf Facebook gelesen.