«Ich glaube, dass es eine Fügung war»

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07.03.2022
Daniel Zbären wollte beruflich einen anderen Weg gehen. Zwanzig Jahre später schaut er auf eine ereignisreiche Zeit in der Reformierten Kirche Luzern, bevor er geht.

Was hat Sie an dieser Position gereizt?
Ich war sechseinhalb Jahre am Verwaltungsgericht als Gerichtsschreiber tätig. Bei dieser Tätigkeit sass ich im stillen Kämmerlein, mit wenig Kontakt zu Menschen. Es hat mich gereizt, für Menschen und mit Menschen tätig zu werden.

Wie war es, als gelernter Jurist im christlichen Bereich einzusteigen?
Die reformierte Kirche war mir sehr vertraut. Meine Eltern waren beide Theologen. Mein Vater war ab 1957 Pfarrer in Horw, später in der Matthäuskirche in Luzern. Meine Mutter hatte viele Besuche während des Tages und seelsorgerliche Gespräche. Als Pfarrersohn habe ich von klein auf das kirchliche Leben miterlebt.

Wäre bei diesem Background ein Theologiestudium nicht näher gelegen?
Zu Beginn hatte ich Theologie studiert und wechselte nach kurzer Zeit die Richtung. So wurde ich Jurist.

Schlussendlich kehrten Sie dennoch zur Kirche zurück …
Ich glaube, dass es eine Fügung war. Ich hatte das Inserat damals nicht einmal gesehen. Jemand hat mich darauf aufmerksam gemacht. Zudem war die Frist für die Bewerbung bereits abgelaufen. In einer Nacht und Nebelaktion aktualisierte ich mein Dossier und verschickte es am Tag darauf.

Was hat Sie in den vergangenen 20 Jahren bewegt?
Was mich bis heute fasziniert ist die Tatsache, dass Menschen für Menschen da sind. Es ist etwas sehr Spezielles in der reformierten Kirche, dass wir aufeinander zugehen und man sich unterstützt. Auch der Einsatz der Ehrenamtlichen ist enorm. Sie engagieren sich in den verschiedensten Bereichen der Kirche. Die Mitarbeiter sind intrinsisch motiviert. Sehr viele sind bereit, auch an Randzeiten oder am Wochenende zu arbeiten. In meinem Fall war speziell, dass ich unseren Hund mit ins Büro nehmen durfte. Am Gericht wäre dies noch nicht möglich gewesen. Seit 14 Jahren begleitet mich unsere Terrier-Hündin Tennessee bei allen Sitzungen. Sie achtet darauf, dass ich regelmässig an die frische Luft gehe. (lacht)

Was waren Ihre beruflichen Highlights?
Dazu zählt sicher die Strukturreform 2005. Luzern war die erste Gemeinde im Kanton, die ein neues Geschäftsführermodell eingeführt hat. Das Austrittsverfahren von Horw und Meggen-Adligenswil-Udligenswil aus dem Verbund konnte sachlich durchgeführt werden. Trotz unterschiedlicher Interessen konnten wir die Verselbstständigung mit gegenseitiger Wertschätzung und in gutem Einvernehmen vollziehen. Die Einführung des neuen Personalgesetzes war anspruchsvoll, aber erfolgreich. Wir mussten rund 90 Mitarbeitende in ein neues Lohnsystem überführen und neu einstufen.

Was war schwierig?
Neben der Routinearbeit sollte man sich Zeit für neue Projekte nehmen und nicht zu stark im Tagesgeschäft verhaftet sein. Häufig holt einen das Tagesgeschäft wieder ein. Für mich heisst reformiert sein, neue Chancen wahrzunehmen, neue Wege zu gehen. Da sind innovative Ideen und Projekte sehr wichtig.

Zum Beispiel?
Im Stadtteil Würzenbach werden wir das in die Jahre gekommene und sanierungsbedürftige Gemeindezentrum abreissen und neu ein Gebäude mit Kleinwohnungen sowie für weitere Nutzungen bauen mit der Idee, die Gemeinschaft im Quartier zeitgemäss zu stärken.

Was hat sich in den 20 Jahren verändert?
Als ich begann, waren die Mitarbeitenden meist noch langjährig für die Kirchgemeinde tätig. Heute ist dies weniger der Fall. Früher hat man sich getroffen, telefoniert, Briefe geschrieben, die Zeitung war die Infoquelle. Heute nutzt man das E-Mail, die Homepage ist die Infoquelle, Gottesdienste werden coronabedingt neu auch über Streaming gehalten. Diese Entwicklung hätte man sich vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen können.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich möchte in meinem Leben noch einmal etwas Neues machen. Ich arbeite noch bis Ende Mai, danach schaue ich, was auf mich zukommt.

Sie haben gekündigt, ohne neue Stelle in Aussicht? Das benötigt Mut.
Ich habe hier ein gewisses Gottvertrauen. Zudem arbeitet auch meine Frau und wir haben keine Kinder. Ich kann mir daher die Zeit nehmen, die ich brauche.

Interview: Carmen Schirm

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