Kompetenzzentrum Hören und Kommunikation

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23.01.2023
Das Ostschweizer Wohn- und Altersheim für Gehörlose in Trogen, heute „haus vorderdorf“, hat sich zu einem Kompetenzzentrum rund um Gehör und Kommunikation entwickelt.

1958 wurde die Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und Altersheim für Gehörlose Trogen von den gemeinnützigen Gesellschaften beider Appenzell, St. Gallen, Thurgau und Glarus errichtet. Bis zu 45 Personen im Arbeits- und Seniorenalter lebten dort. Mit der Übernahme der Geschäftsleitung durch Ilir und Sabine Selmanaj vor 20 Jahren öffnete sich die Institution auch für Hörende. Dazu Ilir Selmanaj: „Die Gesellschaft hatte sich seit 1958 weiterentwickelt, sodass schwerhörige Menschen in gut eingerichteten eigenen Wohnungen und auf dem Arbeitsmarkt bestehen konnten. Dieser Wandel unterstrich die Namensänderung des Gehörlosenheims im Jahr 2004 in haus vorderdorf.“

Fachstelle für Gehörlose

Die Geschäftsleitung mit Ilir und Sabine Selmanaj und ihrem Team haben in all den Jahren viel Fachwissen rund ums Gehör angesammelt. Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass sie seit 2011 die Fachstelle für Gehörlose St. Gallen im haus vorderdorf führen. Ausserdem bildete sich Sabine Selmanaj vor neun Jahren bei „Pro Audito Schweiz“ zur Audioagogin aus. Sie hält heute noch Vorträge über Hören, Hörverluste und Altersschwerhörigkeit, bis vor kurzem gab sie Lippenlese-Kurse und Hörtrainings bei Pro Audito in St. Gallen. Das Hörtraining nach Cochlea-Implantat gibt sie weiterhin.

Erste Anzeichen von Altersschwerhörigkeit

Ein Drittel aller über 65-Jährigen ist schwerhörig. Dabei handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der oft erst nach Jahren wahrgenommen wird. Erste Anzeichen zeigen sich oft schon ab dem 40. Altersjahr. Folgen sind ein Zurückziehen von der Gesellschaft bis hin zu depressiven Stimmungen und verfrühter Demenz. Zeichen für eine Abklärung beim Ohren-Nasen-Hals Facharzt sind Nachfragen, Denken der Gesprächspartner spreche undeutlich, das Radio und der Fernseher müssen immer lauter gestellt werden, Telefon- oder Haustürklingeln werden nicht mehr gehört ebenso das Zwitschern der Vögel.

Hörgeräte und Verständigungstraining

Das frühzeitige Anpassen von geeigneten Hörgeräten ist deshalb sehr wichtig. Sinnvoll ist dabei auch ein Verständigungstraining von Pro Audito, um das Gehör und somit auch das Gehirn zu schulen. In der heutigen Zeit gibt es unzählige weitere technische Hilfsmittel, wie beispielsweise in Sälen und Kirchen mittels Höranlagen. Diese werden von Betroffenen selber getestet unter www.proaudito-sg.ch oder www.hoeranlagen.ch erfahren Sie mehr darüber. Und hier kommt das haus vorderdorf wieder ins Spiel. Ihre grosse Fachkompetenz kann jederzeit abgefragt werden. Zum Team gehört auch Ingrid Scheiber, sie spricht und übersetzt in Gebärdensprache. Sabine Selmanaj freut sich, dass in der Ausbildung in Gesundheitsberufen das Thema Hören ebenfalls behandelt wird. „Mein Wunsch ist, dass in Institutionen einmal im Jahr das Hören thematisiert wird, zum Beispiel am Tag des Hörens!“

Tipps aus Trogen

So kann es vorkommen, dass das Gehör beeinträchtigt ist, weil ein Ohrpfropf den Gehörgang verstopft. Wichtig ist beim Kontakt mit Menschen mit Hörbeeinträchtigung, und das sind ja ein Drittel aller über 65-Jährigen, das Sprechen mit Augenkontakt. So kann auch von den Lippen abgelesen werden. Bei Hörgeräten gilt es, die Batterien regelmässig zu kontrollieren, es nicht mit Haarspray zu verkleben, das Schläuchlein und die Muschel oft zu reinigen und auszublasen. Ausserdem sitzen die Geräte nur in dem für sie vorgesehenen Ohr, ein Verwechseln der Seiten kann zu Irritationen führen. Um Hausglocken oder Telefonate anzukündigen, sind Lichtsignale im Haus und am Handy leicht zu installieren. Für Gespräche mit Nichthörenden gibt es heute eine App, auf die gesprochen, respektive in die getippt werden kann.

Isabelle Kürsteiner

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