Als Paar mit Gott unterwegs
Ruth erhielt sie als Konfirmationsspruch in der Chrischona-Gemeinde am Zürichsee. Ihr gemeinsamer Weg als Ehepaar begann 1952 in Marthalen, im Zürcher Weinland, wo Hans als Primarlehrer wirkte. Anfangs litt Ruth unter Depressionen, denn als gelernte Kindergärtnerin vermisste sie die Kinder. Eigene Kinder stellten sich nicht ein. Dank der verständnisvollen und einfühlsamen Begleitung durch ihren Ehemann überstand sie diese schwierige Zeit.
Wechsel ins Toggenburg
1954 wurden sie als neues Leiterehepaar für die Erziehungsanstalt Hochsteig in Wattwil angefragt. Dort lebten damals 20 milieugeschädigte Jugendliche. Hans und Ruth stellten sich bei dieser – wie bei anderen – Entscheidungen die Frage: «Was hat Gott mit uns im Sinn?» In der täglichen Losung der Herrnhuter, die sie bis heute lesen, bekamen sie eine Antwort: «Wohl dem, der sich des Bedürftigen annimmt, den wird der Herr erretten zur bösen Zeit» (Psalm 42,2).
«Wir haben immer versucht, einander mit Respekt und Achtung zu begegnen und einen gemeinsamen Nenner zu finden.»
Ruth Kunz
Mit grossem Respekt, aber auf diese Zusage hin haben beide diese Aufgabe in der Hochsteig angenommen. Hans übernahm nebst der Heimleitung auch die interne Gesamtschule. Ruth war für die Betreuung der Buben und für die Wäsche zuständig – noch ohne Waschautomaten. Oft stiessen beide an ihre Grenzen, erlebten jedoch immer, dass sie sich gegenseitig stützten und ermutigten.
Diese 15 Jahre in hoher Verantwortung schweisste ihre Ehe tiefer zusammen. Grosses Glück bedeutete für das Ehepaar nach sieben kinderlosen Jahren die Geburt ihres ersten Buben Johannes. Es folgten die beiden Söhne Matthias und Stefano.
Beziehungen weiten das Herz
Währenddessen wuchs in breiten Kreisen das Bedürfnis nach einer Ausbildungsmöglichkeit für Mitarbeiter in Heimen. Hans fühlte sich angesprochen und erhielt 1969 die Stelle für den Aufbau und die Leitung der Ostschweizer Heimerzieherschule in Rorschach – der heutigen Fachhochschule für Sozialarbeit.
«Lieben heisst, einander ernst nehmen.»
Hans Kunz
So zog die Familie Kunz an den Bodensee in eine Wohnung im Rorschacherberg, wo das Paar heute noch lebt. Während 17 Jahren unterstützte Ruth ihren Ehemann bei dessen Tätigkeit. Nebst ihrer Aufgabe als Mutter wirkte sie in diversen kirchlichen Kommissionen. Ruth sagt rückblickend: «Ein Netz guter Beziehungen entspann sich. Das hält den Geist wach und offen und weitet das Herz.»
Glückliche Berufsjahre
Nach schweren Hörstürzen war Hans fünf Jahre vor seiner Pensionierung gezwungen, seine Leiterstelle an der Heimerzieherschule abzugeben. Doch Gott öffnete auch dieses Mal für das Ehepaar die richtige Tür. In der Stiftung Kronbühl in St. Gallen – einer Institution für geistig und körperlich behinderte Kinder – bekam Hans eine Anstellung als Lehrer. Diese Arbeit erfüllte ihn zutiefst und diese Zeit gehörte zu seinen glücklichsten Jahren.
Soli Deo Gloria
Mit der Pensionierung 1991 traf dann auch das erste der sechs Enkelkinder ein. Eine neue glückliche Phase in ihrer Ehe begann. Ihre Enkel erlebten sie als Grossmutter und Grossvater – eben als Grosseltern. Und damit ergab sich nochmals eine wichtige und dichte Strecke auf ihrem gemeinsamen Weg als Ehepaar. Den Rückblick auf die gemeinsamen 66 Ehejahre beschliessen sie mit dem Satz: «Soli Deo Gloria – allein Gott die Ehre.»
Text: | Foto: Katharina Meier – Kirchenbote SG, Februar 2019
Als Paar mit Gott unterwegs