Bis Ostern ohne Smartphone

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07.02.2018
Für 40 Tage das Smartphone in den Schrank, keine Schokolade, nicht über die Kollegen lästern. Viele junge Erwachsene aus dem Kanton St. Gallen verzichten während der Fastenzeit auf etwas. Die Vorsätze, worauf sie verzichten wollen, sind äusserst vielfältig.

Ist Verzicht weiblich? Seit 2008 laden die Evangelisch-reformierte Kirche und das Bistum von Aschermittwoch bis Ostern zur Fastenaktion «40 Tage ohne». Weit über 1000 haben bisher mitgemacht – allerdings deutlich mehr Frauen als Männer; zwei Drittel sind Teilnehmerinnen. Beispielsweise auch Désirée Forte. Vor sieben Jahren hat sie zum ersten Mal mitgemacht. Besonders schwierig finde sie jeweils die ersten Tage des Verzichts, sagt sie. «Erst der Verzicht macht einem bewusst, wie selbstverständlich verschiedene Dinge sind». So empfinde sie die Fastenzeit als Chance, sich des eigenen Verhaltens und der eigenen Gewohnheiten bewusst zu werden.

«Wiederholungstäter»
Wie Désirée Forte machen viele mehrmals mit bei «40 Tage ohne» und einige lassen es nicht beim einen Verzicht, sondern stellen sich gleich mehreren Herausforderungen. Auffallend viele verzichten auf moderne Technik wie das Smartphone oder Facebook. Ihre Rückmeldungen zeigen, dass sie dies als Auftauchen aus der Flut von Informationen empfinden. Beliebt ist zudem, auf negatives Verhalten wie lästern oder tratschen zu verzichten. Selbstvorwürfe, der Gebrauch der Kreditkarte, lesen beim Essen, Gruselromane oder Make-Up.

Neue Erfahrungen machen
«Für uns ist es immer wieder spannend, was die jungen Leute bei der Anmeldung als Verzicht angeben», sagt Rachel Fischer, Projektleiterin von «40 Tage ohne». «Mit ihrer Auswahl zeigen junge Erwachsene, was sie im Alltag als Einschränkung erleben oder was sie einfach auch einmal ausprobieren wollen.»

Ziel der Aktion ist, neue Erfahrungen zu machen. „Früchte halfen mir beim Verzicht auf Süsses“, so die Strategie eines Teilnehmers im letzten Jahr. Einigen wird ihr Konsumverhalten bewusster, andere bleiben gar dauerhaft beim Verzicht.
Dauernd verzichten möchte Desirée Forte allerdings nicht.  Bereits heute freut sie sich auf Ostern: «Das Gefühl dem Schokoladehasen ein Ohr abzubeissen, ist einfach viel besser, wenn man Schokolade nicht mehr als etwas Alltägliches betrachtet.»

 

Fotos und Text: kid / Andreas Ackermann  – Kirchenbote SG, 7. Februar 2018

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