«Christoph Möhl war ein Pionier und Visionär»
Herr Schaufelberger, woher kannten Sie Christoph Möhl?
Er war beim Informationsdienst der Zürcher Landeskirche mein Chef, als ich dort arbeitete. Später schrieb er für das «Reformierte Forum», das Vorgängerorgan der Reformierten Presse. Auch dort bin ich ihm wieder begegnet, weil ich während meines Theologiestudiums dort geschrieben habe.
Was zeichnete ihn aus?
Er war in doppelter Hinsicht ein Pionier und Visionär. Einerseits bewegten ihn bereits in den 80er-Jahren ökologische Fragen. Als er noch als Pfarrer tätig war, hat er die Konfirmation zeitlich so angesetzt, dass alle mit dem Zug kommen konnten. Er hat auch immer wieder zur Ökologie publiziert. Andererseits haben ihn früh alternative Formen des Gottesdienstes interessiert. Zum Beispiel hat er als Pfarrer in Vaduz Schriftsteller zur Predigt eingeladen. Er hat viele Gottesdienste mit einem gemeinsamen Essen verbunden. Da war seine ganze Familie involviert.
Wie war er als Theologe?
Auch als Theologe war er herausragend, originell und auch akribisch. Er konnte sich in Themen vertiefen und entdeckte immer wieder Neues, zum Beispiel in seinem Buch über den Theologieprofessor Fritz Blanke. Und er war begeisterungsfähig und konnte begeistern. Er war auch politisch aktiv und war verbunden mit diversen kirchlich-politischen Bewegungen.
Und wie war der Mensch Christoph Möhl?
Er war ein ausgezeichneter Mentor und Seelsorger. In seiner Gegenwart fühlte man sich wohl. Er konnte zuhören, war ganz beim Gegenüber, hatte einen feinen Humor. Er hat mich und sicher viele andere geprägt.
Matthias Böhni / ref.ch
Die Abdankung von Christoph Möhl findet am 6. Oktober, 16 Uhr, in der evangelischen Kirche Sulgen TG statt.
Thomas Schaufelberger leitet die Abteilung Kirchenentwicklung bei der reformierten Zürcher Kirche sowie die Aus- und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer A+W.
«Christoph Möhl war ein Pionier und Visionär»