Corona-Krise: Die Ruhe war auch wohltuend

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22.04.2020
Die Kirchgemeinden reagierten schnell, überlegt und hilfsbereit auf die per Notrecht verordneten Massnahmen des Bundesrates.

Gedächtnistraining via Telefon, Handzettel der Predigt, Direktübertragungen aus der Kirche via Internet, Podcasts mit Gottesdienstgrüssen, Seelsorge per Handy, Einkaufsdienste: Für die Kirchgemeinden war der Slogan «Wir halten Abstand, aber im Glauben zusammen» mehr als leere Worte.

Im Gegenteil. Schnell, geistesgegenwärtig und professionell reagierten die Verantwortlichen auf die Tatsache, dass ab dem 17. März die Gottesdienste gestrichen, Besuche in Alters- und Pflegeheimen verboten sind, der Kirchenkaffee ausfällt, die Kirchenchorprobe untersagt ist, Beerdigungen nur im engsten Familienkreis durchgeführt werden dürfen. 

Kommunikation in der Krise

Dabei griffen einige Kirchgemeinden auf ihr Kommunikationskonzept zurück, das sie für den Krisenfall erstellt hatten. Auch wenn darin von anderen «Gefahren» ausgegangen wurde, – es half in der Neuorganisation und der Aufrechterhaltung der Dienstleistungen, welche die Kirche den Mitgliedern bietet. Vor allem das Telefon und die Briefpost, aber auch Internet, Flyer und auch der Gemeindeteil des Kirchenboten halfen, in Kontakt zu bleiben, etwas mitzuteilen. Dazu gehörte auch, dass die meisten Bürgerversammlungen nicht in gewohnter Weise abgehalten werden konnten, es keine Diskussionen über Rechnung, Budget, Bauprojekte oder Wahlen gab. Hier unterstützte die Kantonalkirche die Verwaltungen, sodass die Unterlagen für die briefliche Stimmabgabe schnell bereitlagen.

Zu Beginn wie gelähmt

«Wir wurden ins kalte Wasser geworfen, alles wurde abgesagt», blickt Pfarrerin Käthi Meier-Schwob von der Kirchgemeinde Goldach nach drei Wochen auf die bundesrätlichen Verordnungen zurück. Im Team hätten die Reaktionen von totaler Starre bis hin zum Aktivismus gereicht. Es galt ja, unter Zeitdruck neue Formen des Gottesdienstes und anderer Veranstaltungen zu suchen. «Und wir waren uns bewusst, dass wir nur einen Teil der Gemeinde mit den neuen Medien erreichen können.» Deshalb gelangten auch Briefe und Karten zu Ostern in die Haushaltungen von Goldach und die Orte Mörschwil, Steinach, Tübbach und Untereggen. Dabei realisierte die Pfarrerin, wie dicht gedrängt das Programm einer Kirchgemeinde in «normalen» Zeiten sei, es ein schmaler Grat sei zwischen einer aktiven Gemeinde und Aktivismus. 

Während die Grenzen geschlossen wurden, sei dies in ökumenischer Hinsicht glücklicherweise nicht passiert. Trotzdem stellte Meier-Schwob fest, dass die Entscheidungsfindung bei den Katholiken eine andere sei als bei den Reformierten. Während das Bistum klare Dekrete erliess, habe die Kantonalkirche ihrem politischen System entsprechend Empfehlungen abgegeben, die dann auf Kirchgemeindeebene diskutiert und umgesetzt wurden.

Und danach?

Die Krise, so Käthi Meier-Schwob, habe eine kreative Welle ausgelöst, auch bei Gemeindemitgliedern. Die plötzliche Ruhe wiederum sei auch wohltuend (gewesen), habe Zeit gegeben zum Reflektieren. Und danach? «Es gilt, Lehren aus der Notlage zu ziehen.» Die Pfarrerin von Goldach wünscht sich, dass die Gemeinschaft fortan bewusster gelebt wird, in der Nachbarschaft, im Dorf, in der Kirchgemeinde, «wie das Schokoladeessen nach dem Fasten».

Text | Foto: Katharina Meier – Kirchenbote SG, Mai 2020

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