Der Goldschmied Gottes
Josua Boesch war vieles in seinem Leben: Theologe, Seelsorger, innovativer Gemeindepfarrer, Metallikonenkünstler, Poet, Bibelübersetzer und zu einem Teil auch Mystiker.
Geradlinig war sein Weg dabei nicht. Eine anfängliche Lehre zum Gold- und Silberschmied hielt ihn nur kurz in diesem Beruf. Sein künstlerischer und innovativer Geist zeigte sich schon damals. Nachts träumte er davon, edles und unedles Metall miteinander zu verschmelzen: ein Frevel in der damaligen Zunft. Und so blieben Boeschs Ideen vorerst nur Träumereien. Gleichzeitig entdeckte er Gott für sich, es folgte ein Theologiestudium mit der darauffolgenden Ordination zum reformierten Pfarrer in Zürich.
Hinweis auf höhere Ordnung
In seinem Wirken machte er früh Gebrauch von der Mundart, um seiner Gemeinde das Evangelium näherzubringen. «Er liebte es, sich mit seinen Mitmenschen zu verbinden, um gemeinsam etwas zu gestalten. Ihn interessierte das Leben, die Menschen mit ihren Aufgaben und Herausforderungen. Er fragte sich, was sein eigener Beitrag sein könnte für ein liebevolles, schöpferisches Miteinander», erinnert sich Verena Frei an ihren Vater.
Josua Boesch hätte am 15. November dieses Jahres seinen 100. Geburtstag gefeiert. Neben seinen Predigten erinnern heute vor allem seine Metallikonen an sein Verhältnis zu Gott. Denn im Laufe seiner Arbeit als Pfarrer begannen seine Hände zu «weinen», wie Boesch es ausdrückte. Er wollte wieder handwerklich schaffen.
Gold und Kupfer
Dieser Schaffensdrang, der sich später auch in Gedichten auf Mundart ausdrückte, kam aus seiner Verbindung zu seinem inneren Wesen: «Wenn er ganz sich selbst war, beflügelte ihn seine kreative Art richtiggehend», so Tochter Frei. Und so verwirklichte er seine jugendlichen Ideen und vermischte Messing, Kupfer, Silber und Gold zu Ikonen aus Metall, Kunstwerke, die noch heute Menschen berühren: «Die verwendeten Symbole weisen auf eine höhere Ordnung hin und sprechen uns alle an. Sie berühren ganz individuell , manchmal auch überraschend. Sie sprechen uns an durch ihre Schlichtheit und ihre ganz eigene Schönheit», erklärt sich Frei die Zeitlosigkeit und Ausdrucksstärke der Ikonen. Sie ist derzeit mit dem Förderverein Josua Boesch auf der Suche nach Ikonenbesitzerinnen und -besitzern.
Glaube in der Stille
Die Nähe zu Gott suchte Boesch jedoch nicht nur nach aussen, sondern auch nach innen. Er liebte die Sprache als Werkzeug des Ausdrucks, aber genauso bedeutsam waren für ihn das Schweigen und die Stille. Seine Suche nach dem Göttlichen führte ihn in das benediktinische Eremitenkloster von Camaldoli. In seiner Cella konnte er sich eine Werkstatt einrichten und sein künstlerisches Schaffen fortführen.
Dieses Leben in der Ökumene war für Boesch bereichernd. Bezeichnend war, dass der Glaube dabei immer als Orientierung diente: «Der Glaube liess ihn seine eigene Brücke entdecken zwischen ihm und dem Göttlichen, um selber Brücke zu werden zwischen Gott und den Menschen», so Frei. Die Ikonen zeugen heute noch von diesen Brücken und wirken über seinen Tod hinaus.
Emil Keller, kirchenbote-online
Der Goldschmied Gottes