«Der Kampf ist manchmal gefährlich»

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18.02.2019
Sœur Nathalie, Kampagnengast aus der Demokratischen Republik Kongo, erzählt von ihrer Arbeit.

«Mein Land, die Demokratische Republik Kongo, ist sehr reich an Bodenschätzen. Rund um die Stadt Kolwezi, wo der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore zwei riesige Minen besitzt, gibt es bedeutende Vorkommen an hochwertigem Kupfer und damit verbundenen Erzen wie Kobalt, Zink, Blei, Gold und Uran. Beim Kobalt ist Kolwezi weltweit Nummer eins. Das blaue Metall ist
derzeit besonders gefragt, weil es in der Produktion von Batterien für Elektroautos gebraucht wird.

«Wir fordern von Konzernen wie Glencore Umweltstandards und die Respektierung der Menschenrechte.»

Menschen werden ausgebeutet
Hinter diesem Reichtum verbirgt sich jedoch grosse Armut. Der Grossteil der Bevölkerung hat kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Trinkwasser und Strom. Und auch die Strassen sind in sehr schlechtem Zustand. Der Raubbau an der Natur verursacht zudem grosse Schäden. Menschen werden gegen ihren Willen umgesiedelt, die Minen verschmutzen Luft, Boden und Wasser. Für die Bergbauunternehmen zählt nur ihr Profit. Um an die kostbaren Mineralien zu kommen, werden viele Menschen ausgebeutet.

Machtlos gegenüber Konzernen
Ich arbeite als Koordinatorin des Rechtshilfezentrums CAJJ. Wir helfen erstens Opfern von Menschenrechtsverletzungen, sich zu wehren und zu ihrem Recht zu kommen. Denn sie sind gegenüber globalen Konzernen wie Glencore meist machtlos. Sie kennen ihre Rechte nicht, können sich nicht allein verteidigen und haben auch keine finanziellen Mittel, um ein Gerichtsverfahren einzuleiten und durchzustehen. 

Sensibilisieren
Zweitens organisieren wir Informationsanlässe und Schulungen. Mithilfe der Schweizer Partner Fastenopfer und Brot für alle informiert CAJJ lokale Gemeinschaften über die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Bergbauprojekten in ihren Gemeinden. Wir kämpfen dafür, dass die Menschen gerecht entschädigt werden, wenn die Minen das Wasser und die Felder verschmutzt haben. Wir setzen uns dafür ein, dass die Böden rehabilitiert werden, damit man sie wieder nutzen kann. Und wir vertreten die Rechte der Gemeinschaften auch gegenüber den lokalen Behörden. Dieser Kampf ist nicht immer einfach und manchmal sogar gefährlich. Er erfordert Mut und Ausdauer. Es braucht aber auch internationalen Druck, damit sich etwas verändert.

Dialog fördern
Rohstoffvorkommen sind endlich und werden eines Tages erschöpft sein. Wir brauchen einen konstruktiven Dialog zwischen lokalen Gemeinschaften, Rohstoffunternehmen und der Regierung, damit die Investitionen im Bergbau unserem Land nachhaltige Entwicklung bringen. Zusammen mit unseren Schweizer Partnern fordern wir von Minenkonzernen wie Glencore, Umweltstandards und Menschenrechte zu 

respektieren. Damit wir dies erreichen, braucht es verbindlich gesetzliche Standards – bei uns im Kongo genauso wie in der Schweiz, wo Glencore seinen Sitz hat.

 

Text: Stephan Tschirren | Foto: Meinrad Schade  – Kirchenbote SG, März 2019

 

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