Die Freiwillige hilft, wo sie will
«Wir sollten in Jesu Namen taufen, und nicht in das Amt der Kinderhüetiverantwortlichen hinein.» Das Gespräch drehte sich darum, wie Erwachsene, die sich taufen lassen, in der Kirchgemeinde integriert werden sollten. Das sei eine Chance für Neues, meinte meine Gesprächspartnerin. Und gleichzeitig bedeute das eben auch, dass dann Altes überdacht und allenfalls gestrichen werde. Durch ein neues Mitglied könne eine Brise des Heiligen Geistes durch die Reihen wehen.
Vision und Tat
Ich erinnere mich an eine Familie, die motiviert durch ihren Glauben, immer junge Menschen bei sich zu Hause hatten – ein offenes Haus. Ich ging dort als Jugendliche gerne ein und aus. Ich denke an eine Frau, die ihr handwerkliches Geschick gratis für ihre Nachbarinnen und Nachbarn einsetzte. Und ich kenne eine Familie, die eine grössere WG leitet und Menschen integriert, die gerade eine schwierige Lebensphase durchlaufen. Wo Menschen sich einbringen, hat die Kirche viele Gesichter.
Mich beeindrucken diese Menschen, die in ihrem Glauben grosse Visionen verwirklichen. Sie entdecken blinde Flecken in der Gemeinde, in der Gesellschaft und machen sich gleich selbst ans Werk. Umso schöner, wenn solche Menschen die Rückbindung zur Kirchgemeinde suchen. Wenn sie die Kirche als einen Ort zum Krafttanken erleben.
Der Geist weht, wo man nicht will
Damit binden sie sich an die Tradition der Kirche, die sich vom Heiligen Geist berühren lässt. Dass Gottes Geist weht, wo er will, bedeutet eben auch, sich vom Windstoss zerzausen zu lassen, wenn er gerade nicht da weht, wo man es gerne hätte.
Ich wünsche mir, dass wir in den Kirchgemeinden solche Menschen stärken, ermutigen und tragen. Denn die Kirche ist nicht bloss ein Gebäude oder eine Institution, sondern die Gemeinschaft von Gläubigen – natürlich geprägt von einer gewissen Verbindlichkeit. Aber einer, die nicht in Beschlag nimmt, sondern die trägt. Altes wie Neues.
Text: Bettina Birkner, Pfarrerin, Wil | Foto: Gabrielle Henderson – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2021
Die Freiwillige hilft, wo sie will