Die Kirchen sind eine gewichtige Stimme im Friedensprozess

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09.03.2017
Im Südsudan herrscht Bürgerkrieg und es droht eine Hungersnot. Karin Augustat von Mission 21 berichtet über die prekäre humanitäre Lage vor Ort. «Die Kirchen geniessen als einzige Institution im Land noch das Vertrauen der breiten Bevölkerung», sagt sie.

In der von Rebellen belagerten Stadt Yei im Südsudan sind über 100'000 Bewohner eingeschlossen. Es fehlt an Nahrung und Trinkwasser. Verschiedene Hilfswerke wie das Heks sind vor Ort und werden von der Schweiz aus unterstützt. Die Aargauer Landeskirche spendete Anfang März 10'000 Franken, die reformierte Kirche Schaffhausen 3'000 Franken für Nothilfe. Weitere 10'000 Franken sprachen die Aargauer Reformierten für Friedensprojekte, die Mission 21 im Südsudan betreut.

Seit Beginn des Bürgerkriegs Ende 2013 sind gemäss Mission 21 rund 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Rund 300'000 Todesopfer seien zu beklagen. «Die ganze Gesellschaft leidet unter diesem Krieg und seinen Folgen», sagt Karin Augustat. Die Projektverantwortliche von Mission 21 ist zurzeit im Land unterwegs, um mit den lokalen Partnerorganisationen die Zusammenarbeit zu planen.

Laut Unicef brennen die Kämpfer in den Konfliktgebieten ganze Dörfer nieder, samt Schulen und Gesundheitsstationen. 100'000 Menschen seien aktuell vom Hungertod bedroht, eine Million gefährdet. Die nächste Ernte stehe erst im Oktober an. Das Kinderhilfswerk erwartet, dass sich die Lage in den nächsten Monaten zuspitzt. Rund 200'000 Kinder litten bereits an schwerer Mangelernährung.

Vom Krieg traumatisiert
In der Hauptstadt Juba hat Karin Augustat mit vielen Leuten gesprochen. «Die meisten wurden vertrieben und leben in Camps. Sie haben Angehörige verloren, Bombardierungen erlebt oder sind vor Massakern geflohen. Viele sind vom Krieg traumatisiert.» Zwar herrsche in Juba keine Hungersnot wie auf dem Land. Doch die Stadt sei wie eine Insel und könne nur aus der Luft versorgt werden, weil die Landwege unsicher oder blockiert seien. «Das macht Güter wie Gemüse oder Getreide rar und extrem teuer.» Die Leute könnten sich kaum mit den nötigsten Grundnahrungsmitteln versorgen. Die Situation ist angespannt und gefährlich. «Abends gibt es Kontrollen auf den Strassen, nach 20 Uhr ist praktisch niemand mehr unterwegs.»

Nothilfe habe im Moment Priorität. «Doch ebenso wichtig ist es, in die Zukunft zu schauen», betont die Projektverantwortliche. «Eine Verbesserung der Situation ist nur möglich, wenn wir auf Frieden hinarbeiten.» Mission 21 setzt sich mit langfristigen Projekten zur Friedensförderung und Bildung für die Bevölkerung im Südsudan ein und arbeitet mit der Presbyterianischen Kirche und dem Südsudanesischen Kirchenbund zusammen.

Drohender Völkermord
Die Kirchen seien im Friedensprozess zentral und hätten eine gewichtige Stimme, erklärt Karin Augustat. «Als einzige Institutionen im Land geniessen sie noch das Vertrauen der breiten Bevölkerung.» Ihre Vertreter waren unter anderem dabei, als Präsident Salva Kiir mit dem Rebellenführer und späteren Vizepräsidenten Riek Machar im August 2015 ein Friedensabkommen unterzeichnete, an das sich jedoch keine der Konfliktparteien hielt. Die beiden Männer gehören unterschiedlichen Volksgruppen an. Der Machtkampf hat auch einen ethnischen Hintergrund. Die Vereinten Nationen warnten bereits letztes Jahr vor einem Völkermord.

«Natürlich sind auch unsere Partner vom Konflikt betroffen», sagt Augustat. Von den über eine Million Mitgliedern der Presbyterianischen Kirche seien die meisten ebenfalls vertrieben worden und nun über das ganze Land verteilt oder in die Nachbarländer geflüchtet. «Die Arbeit wird dadurch enorm erschwert.» Einige Kirchgemeinden seien zwar geblieben. Doch ihre Mitglieder flohen nach den jüngsten Bombardierungen in die Wälder und hätten nicht genug Wasser zur Verfügung. «Es ist schrecklich, davon zu erfahren und so gut wie nichts tun zu können», meint die Mission 21-Mitarbeiterin.

Solidarität und Anteilnahme
Die Hoffnung auf Frieden hat Karin Augustat dennoch nicht aufgegeben. «Es beeindruckt mich, dass die Menschen hier den Mut nicht verloren haben. Sie haben einen starken Glauben. Dieser kann Geschehenes nicht ungeschehen machen. Aber er schafft viel Solidarität und menschliche Anteilnahme. Ich spüre einen enormen Willen, das Land wieder aufzubauen und sich für eine bessere Zukunft einzubringen.»

Informationen zum Südsudan: www.mission-21.org und www.heks.ch

Karin Müller / Kirchenbote / 9. März 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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