Die Reformationskollekte sammelt erstmals für die Jugend

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25.10.2016
Die jährliche Reformationskollekte sammelt meistens für Gebäudesanierungen von Schweizer Kirchgemeinden. Dieses Jahr wird erstmals ein Jugend-Event unterstützt. Der Anlass wird im November 2017 zum Reformationsjubiläum in Genf stattfinden.

Die Reformationskollekte ist die einzige Gottesdienstkollekte, die in allen schweizerischen reformierten Kirchgemeinden am gleichen Tag erhoben wird – jährlich zum Reformationssonntag, dem ersten Sonntag im November. An diesem Tag wird in der ganzen Schweiz für einen gemeinsamen Zweck gesammelt, meistens für schweizerische Infrastrukturprojekte wie etwa Kirchensanierungen. Doch dieses Jahr verlässt der für die Kollekte zuständige Verein «Protestantische Solidarität Schweiz» seinen gewohnten Kurs: Gesammelt wird am 6. November für ein grosses Jugendfestival, das nächstes Jahr in Genf stattfinden wird.

Präsident der «Protestantischen Solidarität Schweiz» ist Pfarrer Franz Christ. Er sagt: «Mit der Kollekte für das Festival verfolgen wir ein doppeltes Ziel. Einerseits wollen wir die Kosten für den Anlass zu einem grossen Teil abdecken, gleichzeitig ist die Hoffnung, durch die Kollekte bereits wirksame Werbung zu betreiben.» Der Flyer zur Kollekte landet jeweils in vielen protestantischen Kirchen und wird zudem Kirchenzeitungen beigelegt.

Anlass für den Event ist das 500-Jahr-Reformationsjubiläum. An einem langen Wochenende werden vom 3. bis 5. November 2017 über Kantons- und Sprachgrenzen hinweg junge Reformierte aus der ganzen Schweiz zusammenkommen. Mit Konzerten, Workshops und Gottesdiensten soll die Bedeutung der Reformation spielerisch zum Ausdruck gebracht werden, verspricht der Eventflyer.

Hoffen auf 400 000 Franken
Das Gesamtbudget für das Festival beträgt 750 000 Franken. Die Reformationskollekte soll einen erheblichen Teil dieser Kosten abdecken, damit der Beitrag für die Teilnehmenden nicht allzu teuer wird. «Wir erhoffen uns, mindestens 400 000 Franken einzunehmen», sagt Christ. Davon müssten dann noch Werbekosten und andere Ausgaben abgezogen werden, doch das übrig gebliebene Geld komme restlos dem Jugendfestival zugute.

Normalerweise fliesst jeweils ein Fünftel der Spendengelder in die Schweizerische Reformationsstiftung, dieses und nächstes Jahr soll als symbolische Geste zum Jubiläum der gesamte Betrag in das Projekt fliessen. Aber dennoch: Die Einnahmen durch die Kollekte gehen stetig zurück. Um das Jahr 2000 waren die Nettoerträge noch bei einer halben Million, in den vergangenen Jahren konnten lediglich 250 000 Franken an die Kirchgemeinden für die Sanierungskosten überwiesen werden. «Früher wurden mit dem Erlös jeweils ganze Neubauten finanziert», sagt Christ. Heute könne man mit dem Geld nichts mehr selbst errichten, sondern nur noch einen Beitrag leisten – «der Mitgliederrückgang in den Kirchen ist spürbar».

Umso wichtiger sei es, etwas für die Jugend zu tun, sagt Franz Christ. Auch wenn es seiner Meinung nach nur teilweise in der Macht der Kirchen stehe, junge Menschen für diese zu begeistern: «Ich denke, dass der stärkste Traditionsbruch immer noch in der Familie stattfindet.» Dennoch sei es wichtig, die jüngere Altersgruppe mit attraktiven Angeboten abzuholen und für das Gemeindeleben zu begeistern: «In diesem Bereich können wir auch von evangelikalen Kreisen viel lernen und müssen unbedingt aufholen.»

2017: Kollekte geht erstmals ins Ausland
Auch im kommenden Jahr wird die Reformationskollekte wieder ein für sie ungewöhnliches Projekt unterstützen: Die theologische Bildung in reformierten Schwesterkirchen in Afrika, durch die Kanäle der Organisationen Mission 21 und «DM échange et mission». Zum ersten Mal werden die Spenden also ins Ausland fliessen. Im Jahr 2018 wird dann aber wieder für eine Gebäudesanierung in der Schweiz gesammelt.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Mara Wirthlin / Kirchenbote / 25. Oktober 2016

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