Ehemaliger St. Galler Bischof Ivo Fürer gestorben

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15.07.2022
Ivo Fürer ist tot. Das Bistum St. Gallen würdigt seinen früheren Bischof als «mutigen Kirchenmann». Im Vatikan wie daheim habe sich Fürer nicht gescheut, Probleme anzusprechen und anzupacken. Auch auf reformierter Seite wurde er sehr geschätzt.

Ivo Fürer war von 1995 bis 2006 Bischof des Bistums St. Gallen. Bedeutende Veränderungen im Bistum seien von ihm eingeleitet und umgesetzt worden, schreibt das Bistum St. Gallen in einer Mitteilung. Etwa die Einführung der Firmung 18 plus oder die Gründung von Seelsorgeeinheiten.

Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe
«Ivo Fürer war Visionär, Diplomat, Vordenker und ein mutiger Kirchenmann, der sich nicht scheute, im Vatikan wie daheim in St. Gallen Probleme anzusprechen und anzupacken.» 2002 habe er nach einem Missbrauchsfall das Fachgremium gegen sexuelle Übergriffe in der Seelsorge gegründet, «vermutlich als weltweite Pioniertat in einer Zeit, als diese Thematik noch zu sehr unter dem Deckel gehalten wurde», so das Bistum. Fürer habe ein halbes Jahrhundert kirchlicher Entwicklungen nicht nur erlebt, sondern mitgestaltet. «Er war ein Aktivmitglied der Kirchengeschichte.» Die Verdienste des Verstorbenen gingen jedoch weit über das Gebiet der Diözese hinaus.

Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil
Geboren wurde der Ostschweizer am 20. April 1930 in Gossau. Sein Wirken als Priester und Bischof sei in eine kirchlich bewegte Zeit gefallen. So habe Fürer als junger Priester und Berater den Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils erlebt. Als Bischofsvikar sei Fürer sehr bestrebt gewesen, die Konzilsbeschlüsse in die Pfarreien des Bistums hinauszutragen, schreibt das Bistum. Und schliesslich habe er als Generalsekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen ein grosses Netzwerk von Beziehungen geknüpft. Der Sitz des Rates befindet sich in St. Gallen.

Diskussionen statt Dekrete
Unter seiner Leitung sind zudem bedeutende ökumenische Versammlungen durchgeführt worden, etwa in Basel oder im italienischen Riva del Garda. 2005 wurde Ivo Fürer die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät Freiburg (Schweiz) verliehen. Fürer habe stets seinem bischöflichen Wahlspruch «Dem Volk Gottes dienen» nachgelebt, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Bischofswohnung sei ein offenes Haus für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewesen. Regelmässig hat Fürer zu gemeinsamen Mahlzeiten eingeladen. Führen weniger durch Dekrete vom Schreibtisch aus, sondern durch Diskussionen – dieser Symposium-Stil sei für Ivo Fürer charakteristisch gewesen.

Ökumene mit Weitblick
Nur lobende Worte gibt es auch von reformierter Seite. «Die ökumenische Zusammenarbeit war stets ausgezeichnet, beispielsweise in der Spezialseelsorge und dem Religionsunterricht», erinnert sich Kirchenratspräsidet Martin Schmidt. Das habe sich auch mit seinem Nachfolger, Bischof Markus Büchel, nicht geändert. Beeindruckt zeigt sich Schmidt ob Ivo Fürers überkonfessionellem Weitblick, etwa, als der Vatikan die Erklärung «Dominus Iesus» veröffentlichte. Diese sei eigentlich gegen innen gerichtet gewesen, habe aber in der Ökumene für Verletzungen gesorgt, da sie auf der katholischen Kirche als einziger Kirche bestand und die protestantischen Kirchen bloss als «kirchliche Gemeinschaften» bezeichnete.  «Bischof Ivo hat dies erkannt, sofort das Gespräch zum (reformierten) Kirchenrat gesucht und betont, wie wichtig ihm eine Ökumene auf Augenhöhe sei.» Auch Dölf Weder, der damals St. Galler Kirchenratspräsident war, bestätigte gegenüber dem St. Galler Tagblatt: «Dass die anderen Kantone uns heute um die gute ökumenische Zusammenarbeit beneiden, ist sicher auch dem Wirken Ivo Fürers zu verdanken.»

Auch als emeritierter Bischof blieb Fürer noch längere Zeit aktiv, unter anderem als Stiftungsratspräsident beim katholischen Hilfswerk Fastenopfer, heute Fastenaktion. Gestorben ist Ivo Fürer am Dienstagnachmittag, 12. Juli, nach längerer Parkinsonkrankheit.

Text: kath.ch/sd | Foto: Regina Kühne/Bistum St. Gallen

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