Ein anderes Ja

min
21.01.2019
Kürzlich habe ich etwas im Internet bestellt. Wie bei jeder Onlinebestellung musste ich zum Schluss noch Ja sagen. Ja sagen zu den allgemeinen Geschäftsbedingungen. Bedenkenlos habe ich zugestimmt, natürlich ohne die mehrseitigen Bedingungen in der Acht-Punkt-Schrift zu lesen. Ich weiss ja, was ungefähr drinsteht.

Auch auf dem Zivilstandsamt haben wir vor Jahren bedenkenlos Ja gesagt. Meine Frau und ich wussten ungefähr, welche Rechte und Pflichten dieses Ja mit sich bringt. Zudem gab es noch unseren Standesbeamten, der so taktvoll war und uns daran erinnerte, dass die Ehe unmittelbar nach dem Ja gültig sei, auch wenn jemand von uns danach tot umfallen würde. Aber abgesehen davon gibt es wohl beim Onlinekauf und im Standesamt kaum Überraschungen. Man weiss ungefähr, was in den Geschäftsbedingungen und im Eherecht steht, auch wenn man nicht alles im Detail kennt.

 

Gemeinsames Überlegen

Die kirchliche Eheschliessung unterscheidet sich vom Internetkauf und von der Zivilehe an einem entscheidenden Punkt. Es gibt bei einer kirchlichen Eheschliessung keine Geschäftsbedingungen und kein Eherecht, zu dem ein Paar Ja sagen muss. Vielmehr bringen die Eheleute im Eheversprechen das zur Sprache, was ihnen im gemeinsamen Leben wichtig ist, woran sie festhalten wollen und wie sie ihr Leben miteinander gestalten möchten. Im Gottesdienst wird dieses Versprechen nicht nur vor der versammelten Gemeinde zur Sprache gebracht, sondern man bittet Gott um seinen Segen für das gemeinsame Leben, damit er einem Kraft geben möge, am gemeinsam formulierten Versprechen festzuhalten.

«Die Eheleute bringen im Eheversprechen das zur Sprache, was ihnen im gemeinsamen Leben wichtig ist.»

Wir wissen wohl alle, dass für ein glückliches Leben miteinander eine Trauung in der Kirche nicht reicht. Sich an einem einzigen Tag für die eigene Beziehung zu interessieren und danach sorgenfrei das Leben miteinander zu verbringen, das birgt Risiken.

Feierlicher Startschuss
Die Paare, die heute in der Kirche heiraten, überlegen sich vor der Trauung, was sie einander versprechen wollen. Sie lernen sich im Traugespräch mit der Pfarrperson besser kennen, wenn diese Fragen stellt, die sonst kaum jemand ausspricht. In Ehekursen und im Buch «Du und Ich» erhalten sie wertvolle Hinweise für das Leben miteinander. Dann erst kommt die feierliche Bekräftigung des Eheversprechens mit dem Ja in der Kirche.

Nur ein Schritt
Das Ja in der Kirche ist nur ein Schritt auf dem gemeinsamen Weg. Es ist kein Ja zu aufgezwungenen Geschäftsbedingungen wie im Onlinehandel, es ist kein Ja wie auf dem Zivilstandsamt, bei dem sich mit einem Wort die Rechtslage ändert. Die Kraft der kirchlichen Eheschliessung liegt im Trauversprechen: Darin schauen Paare auf ihre bisherige gemeinsame Zeit zurück und formulieren das, was ihnen im Umgang miteinander im weiteren Leben wichtig ist. Dies zu tun, lohnt sich für jedes Paar. 

Text: Fabian Kuhn, Pfarrer in Lütisburg | Foto: Fototeam Augenblick  – Kirchenbote SG, Februar 2019

 

Unsere Empfehlungen

Kirche Grabs wird saniert

Kirche Grabs wird saniert

«Gestern und heute und derselbe in Ewigkeit» … dies gilt für Jesus Christus, aber nicht für die reformierte Kirche Grabs. Sie soll saniert werden.

«Ich bin eine begeisterte Reformierte!» (1)

Rita Famos, Präsidentin der Evangelischen Kirchen Schweiz (EKS) verriet am Podiumsgespräch in Teufen, was sie motiviert und was ihr schlaflose Nächte bereitet. Seit 2021 ist sie die Frau an der Spitze der EKS. Sie stellte sich kürzlich den Fragen von Pfarrerin Andrea Anker und jenen aus dem ...