Eine Art Lebensmotto

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01.07.2019
Drei Wochen nach der Konfirmation sehen wir uns wieder. Die Konfirmandengruppe ist eingeladen, bei uns im Garten zu grillieren. Mein Mann und ich sind beide Pfarrpersonen und in Rorschach für den Konfirmandenunterricht zuständig. Schon seit einigen Jahren laden wir zum sogenannten Nach-Konf-Grillen ein.

Kurz vor 18 Uhr trudeln die ersten «Ex-Konfis» bei uns im Garten ein. Einige erzählen vom vorabendlichen Fussball-Match («Wieder mal verloren…»), andere von der Lehrstelle, die sie bald antreten, wieder andere von ihren Plänen für den Sommer. Die Stimmung ist gelöst. Fast alle sind gekommen – auch um das Konfirmationsfoto abzuholen. Fünf Mädchen und elf Jungen haben sich in diesem Jahr in der evangelischen Kirche konfirmieren lassen. Dazu hat jeder und jede von ihnen einen Konfirmationsspruch gewählt und dazu später eine persönliche Konfirmationskerze gestaltet.

Eine Liste mit SprĂĽchen zur Auswahl
Im Laufe unseres Grillabends sind sie bereit, mir einige Fragen zu ihren Sprüchen zu beantworten. Wie war das, sich einen Bibelvers für die Konfirmation auszuwählen? Es sei ihnen leichtgefallen, sagen alle einmütig. Schliesslich hätten sie ja von uns eine Liste zur Auswahl der Bibelsprüche erhalten. Die meisten sind hier fündig geworden. Einer hat sich im Internet auf die Suche gemacht. Ein anderer hat in der Bibel gelesen und in der Familie nach möglichen Konfirmationssprüchen herumgefragt.

«Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.»
Psalm 18,30

«Er muss zu mir passen»
Ob denn die anderen ihren Vers alle allein gewählt hätten, will ich wissen. Hier steht es halbe-halbe. Die eine Hälfte hat die Wahl des Bibelwortes mit sich allein ausgemacht, die andere Hälfte hat mit den Eltern beraten. Untereinander hätten sie nicht über die Sprüche gesprochen, und auch Grosseltern oder Gotte und Götti wurden nicht zu Rate gezogen. Was denn für sie wichtig war beim Aussuchen, frage ich. «Dass er zu mir passt und etwas mit mir zu tun hat», sagen viele. Der Spruch soll eine Wahrheit beinhalten, äussert sich eine. Er soll eine gute Aussage haben, ein anderer. Für einige ist es wichtig, dass der Spruch kurz ist und schön klingt. Zwei geben an, bei ihnen hätte einfach der Zufall entschieden; sie hätten da nicht viel studiert. 

Es wird sich weisen, ob er wichtig ist
Ob es für sie wichtig sei, einen Konfirmationsspruch zu haben, will ich zum Schluss wissen. Hier sagen die meisten: «Nein, wichtig ist das nicht.» Zwei Mädchen sind anderer Meinung: Der Spruch gehöre dazu und sei so eine Art Lebensmotto, meinen sie. Und einer findet, dass sich das ja erst herausstellen müsse, ob diese Worte wichtig würden – im Laufe des Lebens.

 

Text: Esther Marchlewitz, Pfarrerin, Rorschach | Foto: zVg  – Kirchenbote SG, Juli-August 2019

 

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