Eine Schweizer Reformierte bittet Barack Obama zum Gespräch

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19.05.2017
Die Thurgauerin Christina Aus der Au präsidiert den deutschen Kirchentag. Dort wird sie mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Gespräch führen. In der Schweiz hätten Politiker bei einem solchen Anlass mehr Berührungsängste, ist Aus der Au überzeugt.

Es ist die grösste Veranstaltung des Reformationsjubiläums auf der Welt: der Kirchentag in Deutschland. Mehr als 150'000 Besucher werden vom 24. bis zum 28. Mai in Berlin und Wittenberg erwartet. An der Spitze für die Organisation mitverantwortlich ist Christina Aus der Au. Die Thurgauerin präsidiert den Kirchentag, leitet die Sitzungen des Präsidiums und ist Ansprechpartnerin für Behörden, Sponsoren und Partnerorganisationen.

Obama, ein überzeugter Protestant
Zu ihrer Ernennung in das prestigeträchtige Amt sagt die 51-Jährige: «Ich wurde gewählt, weil ich eine Frau, Schweizerin, reformiert und eine Theologin bin, die hinstehen und auch reden kann.» Für sie sei sofort klar gewesen, dass sie das Amt annehmen würde. «Das ist eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt.» Bis jetzt habe sie diese Entscheidung noch keine Sekunde bereut. «Als Präsidentin kommt man mit vielen spannenden Leuten aus der Kirche, aber auch aus der Politik in Kontakt. Natürlich bin ich auch auf das Gespräch mit Barack Obama gespannt.»

Tatsächlich ist dem Kirchentag mit der Einladung des Ex-US-Präsidenten ein Coup gelungen. Christina Aus der Au wird ihn auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor interviewen. «Obama ist überzeugter Protestant und jemand, der klar sagt, dass sein Glaube Motivation für seine Politik ist. Es wird bestimmt spannend zu hören, welchen Blick er von aussen auf unseren Protestantismus wirft», sagt Aus der Au.

Bissige Kirchencabarets
Eine weitere Gesprächspartnerin wird die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sein. «Sie hat ja auch einen protestantischen Hintergrund, und ich bin gespannt, was für sie Reformation im 21. Jahrhundert bedeutet.» Interessant sei zudem, dass es für deutsche Politikerinnen selbstverständlich sei, an einem solchen Anlass teilzunehmen. «In der Schweiz sind sie zurückhaltender. Sie haben Angst, sie könnten durch ihr Engagement an einem solchen Anlass ihre Neutralität kompromittieren.» In Deutschland dagegen sei die Kirche schon immer sehr politisch gewesen und werde dadurch von der Politik auch ernst genommen. «Es findet keine Reduzierung auf die private Religiosität statt.»

Auch am Kirchentag selber gibt es neben den Gesprächen mit Merkel und Obama viele andere politische Veranstaltungen. «Es finden etwa kleine Kirchencabarets statt. Die sind meistens ziemlich bissig», sagt Aus der Au. Insgesamt 2'500 Veranstaltungen stehen den Besuchern zur Auswahl. Über eine freut sich Aus der Au besonders: eine Diskussion mit Atheisten zum einen über die offene Gesellschaft und zum andern darüber, was für sie ein menschenwürdiges Sterben bedeutet. «Insgesamt wird eine extrem coole Atmosphäre herrschen. 150'000 Menschen, die friedlich und völlig entspannt ein Fest feiern. Darauf freue ich mich.»

Andreas Bättig / ref.ch / 19. Mai 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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