«Es war meine Freiheit, diesem Ruf zu folgen»
Gelassen schaut die 77-Jährige aus dem Fenster der Gästestube des Klosters. Mit 22 Jahren trat sie in den Orden ein, nahm fortan am Chorgebet teil, arbeitete im Garten, in der Küche und Krankenpflege, wurde Priorin und später Äbtissin, leitete mit Geschick Neuerungen ein, wie ein freier Tag oder das «Du» unter den Schwestern. Die Klosterfrau kommt aus einer kinderreichen Familie aus Mosnang. Beten gehörte zum Alltag und auch die schwere Arbeit, die auf dem Bauernhof in «Gotts Name» angegangen werden musste.
«Ich wollte einen grossen Ehemann mit eigener Scheune.»
«Meine Zukunftspläne waren klar. Ich wollte einen grossen Ehemann mit eigener Scheune und dereinst eine Stube voller Kinder», erzählt sie. Sie steckte ihre Arbeitskraft als Jugendliche in den Bauernhof, winters in die Handstickerei, arbeitete als Wochenbetthilfe in Bauernfamilien der Umgebung und hatte erst noch einen jungen Verehrer.
«Ich könnte ja ins Kloster gehen!»
Einmal sei sie am Wiesenbord gesessen nach der Handarbeit, da sei es ihr wie ein Blitz ins Herz gefahren: Du könntest ja auch ins Kloster gehen! Bernarda weiss, dass Gott sie gerufen hat. «Es war mein Entscheid, es war meine grosse Freiheit, diesem Ruf zu folgen», sagt sie. Ihre wachen Augen leuchten. Ihre ewige Profess sei ihr glücklichster Tag gewesen, erinnert sie sich. «Mein Entscheid war mein freier Wille, ich legte mein ganzes Leben hinein.»
Text | Foto: Kathrin Burri, Krinau – Kirchenbote SG, April 2018
«Es war meine Freiheit, diesem Ruf zu folgen»