Flottes im Hause Gottes
In den liberalen Landeskirchen bei uns fand diese Musik kaum Anhänger, da sie inhaltlich scharf zwischen Gläubigen und Ungläubigen, Geretteten und Verlorenen trennte. In den evangelikalen Freikirchen, wo amerikanische Persönlichkeiten wie bspw. Billy Graham einen grossen Einfluss hatten, fand sie jedoch rasch ein junges Publikum, welches die Lieder übernahm und sie in die Gottesdienste einbaute. Deutsche Übersetzungen und bald auch eigenständige deutsche Lieder mit poppigem und rockigem Sound folgten bereits ab den späten sechziger Jahren.
Gehört Pop- und Rockmusik in die Kirche?
In den Landeskirchen hört man nach wie vor wenig davon. Und dafür gibt es auch gewichtige Argumente. Muss in der Kirche das, was man sonst tagaus tagein hört, auch nochmals gehört werden? Wenn Kirche etwas mit dem gegenwärtigen Leben zu tun haben will, dann sollte sie sich öffnen und auch eine Plattform sein für die Klänge und Inhalte von populärer Musik. In der Fülle des Angebots gibt es neben den Saisonhits und -stars auch immer wieder Perlen, die Menschen bewegt haben und immer noch bewegen. Der letzte Hit, der über Generationen und Landesgrenzen hinweg, die Menschen wörtlich in Bewegung brachte, hiess – oder besser - heisst «Jerusalema». Der Song lag über 20 Wochen auf dem ersten Platz der Schweizer Hitparade und während ich diesen Text hier verfasse, ist er immer noch auf Platz 2 anzutreffen. In der Tradition des christlichen Glaubens ist es ein Osterlied, ist doch der Name «Jerusalem» unmittelbar mit der biblischen Passionsgeschichte verknüpft.
Gibt es geeignete Popmusik für die Kirche?
Natürlich ist es schwierig, Hardrock in einer Kirche zu spielen. Da dreht sich die Frage nach der geeigneten Popmusik für die Kirche in die Frage nach den geeigneten Kirchen(gebäude) für die Pop- und Rockmusik um. Die Akustik verlangt viel Fingerspitzengefühl, auch bei vollem Haus. Da herkömmliche Kirchen selber bereits Klangkörper sind, die für Instrumentalmusik wie die Orgel, Streichquartette oder Orchester und Einzelinstrumentalisten und -vokalisten sowie für Chöre eine sehr gute Resonanz bieten, ist es mit der elektrisch verstärkten Musik nicht einfach, die richtige Abstimmung zu finden. Hier leiden die Kirchen an der historisch gegebenen Bausubstanz der Kirchengebäude. Freikirchen verfügen durch die oft mehrzweckartig gebauten Begegnungszentren ganz klar über Vorteile
Christliche Popmusik
Sogenannt christliche Popmusik gibt es heute von Rap bis Heavy Metal. Neben den traditionellen missionarischen Elementen haben sich die Aussagen jedoch vielfach geweitet und bieten auch Raum für Alltägliches. Während an den gängigen Rockfestivals heute ganz selbstverständlich Ü60-Menschen anzutreffen sind, die «Stars» sind ja schliesslich oftmals weit über 40 oder gar 70, ist kirchlicherseits nicht viel auszumachen. Noch immer sitzt der Grossteil der Musik in den Freikirchen, wo teilweise hervorragende Arbeit geleistet wird. Labels und Anbieter von christlicher Popmusik sind beispielsweise der Abakus Musik Verlag, der von Siegfried Fietz gegründet wurde. Fietz fand Aufnahme in unser Kirchengesangbuch mit seiner vertonten Version des Textes von Dietrich Bonhoeffer, «Von guten Mächten treu und still umgeben». Wie der Popsong Jerusalema thematisiert, ist die Hoffnung sicher nicht vergebens, dass auch in unseren Kirchen und Kirchgemeindehäusern poppige und rockige Songs üblich werden. Wer weiss, vielleicht kommt sogar mal eine Band aus einem Kirchgemeindehauskeller in die Hitparade?
Heinz Mauch-Züger
Weiterführend Links für Interessierte:
Live dabei
Veronika Lohmer & Band mit der Tour MEHR 2020
https://www.youtube.com/watch?v=qn4Eq6PyyME
Radiostation mit christlicher Popmusik:
Musiklabels
https://www.scm-haenssler.de/musik/pop.html
https://www.scm-haenssler.de/musik/rock.html
Aus der Schweiz:
Amerikanisches Label:
https://www.toothandnail.com/artists
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