Glücklich ist, wer freiwillig arbeitet

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30.08.2022
Das Priestertum aller Gläubigen bekommt neuen Schwung: Mehrere Kantonalkirchen haben sich zusammengetan, um die Freiwilligenarbeit gemeinsam zu stärken. Dafür haben sie einen neuen Leitfaden herausgegeben.

Freiwilligenarbeit macht glücklich, weisen verschiedene Studien nach. Deshalb haben sich Verantwortliche für die Mitarbeitendenentwicklung verschiedener evangelisch-reformierter Kantonalkirchen der Schweiz zusammengetan: Sie haben in einem tiefgreifenden Prozess die Corona-Pandemiejahre genutzt, um den Leitfaden aus dem Jahr 2015 von Grund auf zu überarbeiten und neu mit allen Arbeitsinstrumenten digital zu verlinken und zur Verfügung zu stellen.

«Es war höchste Zeit»
Der von der Thurgauer Landeskirche beauftragte Verantwortliche für Mitarbeitendenentwicklung, Daniel Frischknecht, übernahm einen grossen Teil der Koordination des umfangreichen Projekts. Er freut sich besonders, dass es gelungen ist, gerade auch im schwieriger werdenden Umfeld der Corona-Krise Leitplanken zu erarbeiten, die den grossen Wert der freiwilligen Mitarbeitenden in den Fokus rücken: «Es ist nicht selbstverständlich, dass mehrere kantonale Landeskirchen mit dem Leitfaden gemeinsam ein Zeichen für die Freiwilligen setzen. Aber es war höchste Zeit.» Das bestätigt auch Hella Hoppe, Geschäftsleiterin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), die den Prozess mitverfolgt hat und begrüsst: «Freiwillige sind in der reformierten Kirche nicht nur wichtig, sie sind unersetzbar.» Simon Hofstetter von der EKS betont, dass die ersten christlichen Gemeinden «Bewegungen von Engagierten» gewesen seien: «Ohne Engagement, das unbezahlt blieb, hätte es wohl kaum je eine Kirche gegeben.» Die Ämter hätten sich erst nach und nach entwickelt.

Praktische Hilfestellungen
Interessant ist beispielsweise, wie im Leitfaden Freiwilligenarbeit unter anderem definiert ist: Sie ist unentgeltlich, was nicht überall selbstverständlich ist, auf ungefähr sechs Stunden pro Woche begrenzt und verpflichtend, auch wenn es keinen Arbeitsvertrag gibt. Es gebe indes gute Gründe, in bestimmten Projekten Entgelte auszurichten – dazu liefert der Leitfaden praktische Hilfestellungen. Für Kirchgemeinden, die sich noch keine konzeptionellen Gedanken gemacht haben, gibt es ein Musterkonzept oder auch einen Musterfragebogen, um herauszufinden, wo es in der Freiwilligenarbeit Potenzial gibt. Deshalb erfährt man auch, wie Freiwillige professionell begleitet werden können und dass selbst in diesem Bereich die Qualitätssicherung unabdingbar ist.

Erwartungen festhalten
Maya Hauri Thoma weiss aus ihrer eigenen Erfahrung als Beauftragte für Diakonie der Reformierten Landeskirche St.Gallen, dass es wichtig sei, gegenseitige Erwartungen und Verbindlichkeiten zu definieren. Überdies sei es förderlich, wenn es Raum für Eigeninitiativen gebe, wobei die Grenzen immer klar definiert sein müssten. Deshalb enthalte der Leitfaden genauso ein Merkblatt dafür wie auch eine Muster-Einsatzvereinbarung: «Das ist ein Novum.» Im Leitfaden sind weitere Merkblätter enthalten, die sich beispielsweise um strategische und operative Verantwortlichkeiten oder auch konzeptionelle Fragen drehen. Wichtig ist Simone Siegenthaler, der Ansprechperson für Partizipation und Freiwillige der Reformierten Kirche des Kantons Zürich, dass der Leitfaden in den Kirchgemeinden gelebt und dass «eine Anerkennungs- und Dankbarkeitskultur verankert und gefördert wird». Entsprechend werden auch die Kommunikation nach innen und aussen oder die Möglichkeiten einer attraktiven Öffentlichkeitsarbeit thematisiert. Das Grundanliegen fasst Frischknecht kurz und knapp zusammen: «Wir wünschen eine gelingende Zusammenarbeit und ein lebendiges Miteinander!» (Roman Salzmann)


Freiwilligen-Leitfaden online mit allen Musterdokumenten und Merkblättern: www.diakonie.ch/leitfaden

 

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