Kinder-Uni in Basel

«Hatten Mönche Pyjamas?» Die Kinder-Uni weckt Neugier

von Vera Rüttimann
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23.08.2023
Delphine Conzelmann, Post-Doc-Assistentin an der theologischen Fakultät Basel, beantwortete an der Kinder-Uni Fragen zum Thema Kloster. Die Kleinen waren begeistert. Und auch die Dozentin konnte von den Kindern noch einiges lernen.

Wie sieht das Leben im Kloster aus? Diese Frage stellt sich auch heute. Denn noch immer gibt es in der Schweiz viele Klostergemeinschaften. An der Kinder-Uni haben Kinder unlängst viele Antworten auf ihre Fragen erhalten, was heute hinter Klostermauern passiert. Bekommen haben sie sie von Delphine Conzelmann. Wie es dazu kam, schildert sie so: «Unsere Fakultät hat den Fachbereich Kirchengeschichte für einen Beitrag vorgeschlagen, und ich habe die Aufgabe sehr gerne übernommen.»

Viele Universitäten bieten heute Vorlesungen für Kinder an. So auch die Universität Basel. Und diese Veranstaltungen für die Kleinen sind beliebt. Zu Conzelmanns Einblick ins Kloster kamen rund 300 Kinder. Der Anlass wurde dreimal durchgeführt, in Basel und Liestal.

An der Kinder-Uni kann man tief in verschiedene Forschungswelten eintauchen. Die Kinder können austesten, worüber sie in Zukunft mehr lernen wollen.

Die Neugierde der Kinder wecken

Schon als Kind habe sie an der Kinder-Uni teilgenommen, sagt sie. «Ich habe die damaligen Vorlesungen in bester Erinnerung.» Es gibt einige Punkte, die Delphine Conzelmann am Konzept Kinder-Uni fasziniert: «Kinder erhalten hier einen Einblick in die universitäre Welt. Im Vorlesungssaal zu sitzen, fühlt sich anders an als in der Schule.» Ein weiterer Punkt: «An der Kinder-Uni kann man tief in verschiedene Forschungswelten eintauchen. Die Kinder können hier austesten, für welche Gebiete sie sich interessieren und worüber sie in Zukunft mehr lernen wollen.» Die Neugierde der Kleinen wecken zu dürfen, das sei für sie eine «tolle Sache».

 

Fast alle orangen Stühle im grossen Vorlesungssaal der Uni Basel sind mit Kindern besetzt. Delpine Conzelmann steht vor einer Leinwand auf der Kloster Mariastein abgebildet ist. Die meisten Kinder sind konzentriert, ein Junge läuft die Stufen hinunter.

Gespannt verfolgen die Kinder die Vorlesung über das Leben im Kloster. | Foto: Vera Rüttimann

 

Anregende, lustige und vielfältige Fragen

Die Fragen der Schülerinnen und Schüler empfindet Delphine Conzelmann als vielfältig und anregend. Manche auch lustig, weil sich die Kinder für ungewöhnliche Details interessieren. Etwa, wie die Pyjamas der Mönche im Mittelalter ausgesehen haben. Andere wollten mehr über das Mittelalter erfahren, um sich vorstellen zu können, wie Menschen damals gelebt haben, so die Dozentin.

Es gab auch Kinder, die ihre eigenen Interessen ins Gespräch eingebracht hätten: «Ein Mädchen zum Beispiel war fasziniert von der Frage, weshalb gerade im Kloster so viel Bier gebraut wurde.» Ein Junge habe unbedingt wissen wollen, welche Sprachen in einem Kloster gesprochen wurden und in welcher Sprache die Bücher, die sie den Kindern gezeigt habe, geschrieben waren.

Ein anderer wollte wissen, so Delphine Conzelmann, ob der Abt mit den Mönchen auch schimpfen konnte, wenn die Mönche zu lange schliefen. Die Dozentin sagt: «Mit einer Gruppe Kinderreporterinnen und -reporter konnte ich sogar über das Thema hinausgehen und das Leben der ersten Wüstenmönche in der Spätantike besprechen.»

 

Spielerisch lernen mit Abt Hugo

In der Hand trägt Delphine Conzelmann die Kunstfigur «Abt Hugo». Die Dozentin hat ihn extra für ihre Vorlesung entwickelt. Er hat die Kinder mit auf einen Rundgang durch sein mittelalterliches Kloster genommen. «Die jüngeren Kinder haben sich besonders mit ihm identifiziert und Fragen zu seiner Person und seinen Vorlieben gestellt. Es war schön, zu sehen, wie sie spielerisch gelernt haben», schildert die Dozentin.

Manche der Kinder im Publikum waren erst acht, andere schon zwölf Jahre alt. Alle brachten unterschiedliches Vorwissen mit. Es war für Delphine Conzelmann eine Herausforderung, die Jüngeren gut ins Thema einzuführen und die Älteren dabei aber nicht zu langweilen. «Es hat mich deshalb sehr gefreut, dass alle Altersstufen engagiert bei der Sache waren», sagt sie.

Die Kinder-Uni fordert mich als Dozentin heraus, meine Forschung in einer ungewohnten Form zu präsentieren.

«Wertvoll für alle, die lehren»

Die Kinder-Uni ist für Delphine Conzelmann eine wertvolle Erfahrung für alle, die an der Uni lehren und forschen. «Je tiefer man in seiner Forschung steckt», sagt sie, «desto schwieriger kann es werden, darüber einfach und klar zu sprechen.» Die Kinder-Uni fordert selbst die erfahrene Dozentin heraus, ihre Forschung in einer ihr ungewohnten Form zu präsentieren. In der Theologie gäbe es manchmal die Angewohnheit, «in einer eigenen Sprache zu sprechen, Konzepte vorauszusetzen und mit komplizierten Begriffen zu jonglieren». Und gerade für sie als Theologin, die in der kirchlichen Arbeit theologisches Wissen mit einem breiten Publikum teilen möchte, sei die Kinder-Uni eine wertvolle Übung gewesen.

 

Pragmatische Lebensfragen

Delphine Conzelmann hat bei dieser Kinder-Uni selbst viel gelernt: «Als ich mich für die Kinder-Uni vorbereitet habe, fiel es mir schwer, aus der grossen Vielfalt des Klosterlebens im Mittelalter die wichtigsten Einsichten herauszupicken. Es gäbe so viel zu erzählen, und sich einzuschränken, ist umso schwieriger.» Sie habe versucht, mit praktischen Fragen anzufangen wie: Was braucht es alles, um in einem Kloster zu überleben? Welche Aufgaben müssen Mönche und Nonnen übernehmen, damit die Gemeinschaft funktioniert? Und: Und wer bezahlt das alles?

In ihrer Forschung arbeite sie mit Textquellen und beschäftige sich mit den Inhalten mönchischer Theologie und Philosophie. Delphine Conzelmann resümiert: «Zurückzukehren zu den ganz pragmatischen Lebensfragen, mit denen sich ein noch so intellektueller Mönch auseinandersetzen musste, das hat mir gutgetan.»

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