«Ich entscheide mich bewusster»

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18.02.2019
Die Gossauerin Carla Pighi nahm 2018 bei der Aktion «40 Tage ohne» teil: Sie verzichtete auf Zucker und Make-up. Dabei gab es für die 24-jährige Hebamme Momente, wo ein starker Wille gefragt war.

Wieso hast du bei »40 Tage ohne» mitgemacht?
Einerseits motivierten mich meine Freunde, an der Aktion teilzunehmen. Es ist viel einfacher, mit anderen zusammen zu verzichten. Andererseits finde ich die Aktion eine gute Gelegenheit, mich mit meinem Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Dabei frage ich mich: «Brauche ich, was ich habe? Und tut mir das noch gut?»

«Ohne Make-up fühlte ich mich ‹nackt› und verletzlich.»

Wie erlebtest du den Verzicht?
Ich war so ans tägliche Make-up gewohnt, dass es sich anfangs komisch anfühlte. Mein Spiegelbild nahm ich als blass wahr, und meine unreine Haut störte mich. Zeitweise vergass ich, dass ich kein Make-up hatte. Sobald ich mich aber in den Pausen im WC-Spiegel betrachtete, dachte ich: «Oh mein Gott, ich sehe so bleich und müde aus. Wieso sagt niemand etwas?» In der Öffentlichkeit fühlte ich mich ohne Make-up «nackt» und verletzlich. Darum erlaubte ich mir bei wichtigen Vorträgen mit dem Abdeckstift minim nachzuhelfen. Zuhause und mit Freunden hatte ich keine Hemmungen, mich ungeschminkt zu zeigen. An pickelreicheren Tagen wurde ich eher schwach. Dann half mir mein Vorsatz: Meiner Haut mit dem Verzicht auf Make-up etwas Gutes zu tun. Zudem hatte ich, durch die Aktion «40 Tage ohne», immer einen Grund für meinen Nicht-Gebrauch von Make-up. Ich bekam positive Rückmeldungen. Viele fanden es sehr mutig, dass ich auch ohne Make-up zu mir stand. Sie meinten, dass sich mein Hautbild sogar verbessert habe. Ich selbst sah am Ende der 40 Tage keinen grossen Unterschied. In guter Erinnerung bleibt mir, dass ich am Morgen Zeit sparte und länger schlafen konnte.

Wie haben sich deine Menüs und deine Vorlieben in der Fastenzeit verändert? 
Beim Zuckerverzicht erkannte ich erstmals, wie viele Produkte unnötigerweise zugesetzten Zucker enthalten. Aus diesem Grund bereitete ich mir praktisch alles selbst zu. Im Vorfeld besorgte ich mir «zuckerfreie» Kochbücher und war erstaunt, wie lecker diese Gerichte schmeckten. Dabei waren Gewürze wie Vanille und Zimt wichtige Komponenten.  

Wie hat sich der Zuckerverzicht auf dein Verhalten ausgewirkt?
Am Anfang stand ich manchmal in der Schule plötzlich vor dem Snackautomaten oder auf dem Heimweg vor dem Regal im Kiosk. Mein Körper signalisierte mir, dass ich jetzt dringend etwas brauche. Ich merkte, dass ich mich oftmals aus Langeweile und einer Art «Pseudomotivation durch Süsses» leiten liess. In diesen Momenten blieb ich konsequent, indem ich mir Alternativen bereitlegte. Dabei half mir eine klare Linie, was ich essen darf und was nicht. Auch die kritischen Blicke von Freunden am Esstisch motivierten mich, stark zu bleiben. Am Ende der Aktion gönnte ich mir ein Früchtejoghurt, bei dessen Süsse ich einen Zuckerschock bekam. Leider hat sich mein Geschmack wieder sehr zügig an die gängige Menge Zucker in den Nahrungsmitteln gewöhnt. 

Welche Erkenntnisse nimmst du mit?
Ich achte mehr auf den Zuckergehalt der Produkte, die ich esse. Ich habe mir den Zucker im Kaffee und Tee vollständig abgewöhnt und mische mein Joghurt selbst. Zudem lege ich mehr Wert aufs Zubereiten und Geniessen der Gerichte. In Zukunft gebe ich Interessierten Tipps und mache sie auf zuckerfreie Rezepte aufmerksam. Beim Make-up entscheide ich mich bewusster für oder gegen das Auftragen. Bei der Arbeit trage ich nach wie vor Make-up und verzichte dafür öfters in meiner Freizeit darauf.

Text: | Foto: Salomé Bordon, Praktikantin Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen  – Kirchenbote SG, März 2019

 

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