«Kirche und Popmusik sind meine Welt»

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10.01.2017
Gesucht war eine moderne Komposition zum Reformationsjubiläum. Aber die Schweizer Pop- und Rockgrössen zeigten Berührungsängste mit der Kirche. Dank dem St. Galler Andreas Hausammann kommt es am 22. Januar doch noch zur Uraufführung und Live-Übertragung einer Pop-Liturgie im Schweizer Fernsehen.

Andreas Hausammann, Beauftragter für populäre Musik der reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, hat im Auftrag der Aargauer Landeskirche eine Pop-Liturgie komponiert: Er goss zum Reformationsjubiläum uralte Messetexte in poppige, eingängige, groovige Musik zum Mitsingen.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte Dieter Wagner, Beauftragter für Kirchenmusik des Kantons Aargau. Er erzählte dem St. Galler vom Projekt, eine reformierte Jubiläumsliturgie zu verfassen. Dabei sollte die Wortliturgie durch vier Kompositionen ergänzt werden, um die Vielfalt der Musik zu widerspiegeln. Entstanden sind eine klassische Komposition, ein Krippenspiel und eine volkstümliche Vertonung.

Nur beim Pop und Rock gab es Schwierigkeiten: Für die Pop-Liturgie war geplant, Grössen der Schweizer Pop- und Rockszene zu gewinnen. Doch diese sagten samt und sonders ab. Mit der Kirche wollten sie nichts zu tun haben. «Kennst Du noch Leute oder willst nicht Du die Popvertonung komponieren?», fragte Wagner Andreas Hausammann. Der 46-Jährige, der seit 2003 bei der St. Galler Kantonalkirche für die populäre Musik zuständig ist und von sich sagt, Kirche und Popmusik seien seine Welt, erklärte sich gerne bereit.

Reformiertes Kulturgut
Als der studierte Anglizist und ausgebildete Jazzpianist die zu vertonenden Texte las, dachte er: «Das sind ja alles klassische katholische Messen!» Doch das Gloria, Kyrie, Halleluja, das Sanctus und die Fürbitten haben vorreformatorischen Ursprung. Für einen reformierten Gottesdienst sei dies also kein Problem: «Das Agnus Dei ist genauso unser Erbe wie jenes der Katholiken», meint Hausammann. Und es entspann sich die Idee, dieses gemeinsame mittelalterliche Kulturgut mit dem reformierten Gedanken zu verquicken, die Texte zu tradieren und in verschiedenen Kleidern daherkommen zu lassen.

Am Anfang war die Idee, dann liess sich Hausammann von seiner Intuition und Erfahrung führen, obwohl er sich nicht als Vollblutkomponist sieht, er mehr arrangiert. Die Pop-Liturgie ist neunteilig, zu sieben Texten hat der St. Galler die Musik geschrieben. «Die Stücke kommen mit wenigen musikalischen Elementen aus, vieles wird wiederholt, Akkorde bilden die Bausteine und gewisse Sequenzen kommen in mehreren Liedern vor.»

Sich vom Gesang erfassen lassen
Uraufgeführt und live von den Kameras des Schweizer Fernsehen SRF übertragen wird die Vertonung zum Pop-Gottesdienst in der evangelischen Kirche Heiligkreuz in St. Gallen. Eine Band, ein Projektchor und die Gemeinde bringen die Komposition zum Klingen. «Der Gesang ist im reformierten Gottesdienst unglaublich wichtig. Da kreativ zu bleiben, musikalische Sprachen zu finden, um die Gemeinde einzubinden, kann den Gottesdienst stärken und ist relevant», erklärt Hausammann. Wer singe, werde vom eigenen Gesang erfasst, sei Teil der Gemeinde, atme mit ihr zusammen, nehme die konzertanten Elemente auf verschiedenen Kanälen auf. So solle es auch am 22. Januar bei der Uraufführung sein.

Katharina Meier / Kirchenbote / 10. Januar 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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