Klingt gut …

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21.09.2020
Wie Christian Zehnder Lust auf die eigene Stimme macht und die «Klangwelt Toggenburg» weiterentwickelt

Christian Zehnder hat eine internationale Karriere als Sänger, Stimmenkünstler und Komponist hinter sich. Jetzt ist er bereit für ein neues Stück: Das Klanghaus wird Herz der «Klangwelt Toggenburg», Zehnder ist der Komponist des Angebots.

«Es gurgelt, jauchzt, röhrt und knurrt auf den Einspielungen mit Zehnders Stimme.»

Der athletische Mann wirkt jugendlich, auch wenn er bald 60 ist. Auf Porträts sieht man ihn oft mit der Hand am Ohr, als wollte er sagen: «Ghörsch?» Seit 2018 ist Christian Zehnder künstlerischer Leiter der «Klangwelt Toggenburg», ein 80-Prozent-Job mit der Tendenz zu einer Siebentagewoche. Wie bei allen künstlerischen Projekten, die Entwicklungszeit brauchen. 

Herzstück Klanghaus
Im Juni 2019 hat das Stimmvolk dem Kredit für das Klanghaus zugestimmt. Seither geht es für Zehnder darum, das Konzept für die Obertoggenburger Klangwelt mit dem Holzhaus am Schwendisee als Herzstück zu erfinden. Dazu gehören der Tourismus, die Wirtschaft, die Einheimischen und ihre Tradition, die Wissenschaften, die Musiker, die internationale Vernetzung. Er spricht von einem «kulturellen Ökosystem», verbunden und zusammengehalten durch den Klang. Ein Vorgeschmack auf die neue Zehnderwelt wäre das diesjährige Klangfestival gewesen. Wäre. Denn wegen Corona ist es auf 2021 verschoben worden. Zum Mix von Konzerten und Meisterkursen war das «1. Naturton- und Oberton-Symposium» geplant. 

Triohatala, Zitterkyrie
Das Wissen, ein Projekt dieser Grössenordnung zu stemmen, hat Zehnder aus seinem Leben als selbstständiger Musiker, Regisseur und Performer. «Ich bin ein Hybrid», sagt er von sich selber und meint damit: Ihn interessiert das Archaische in der Musik mit Oberton und Jodeling genauso wie das Elektronische und der Jazz. Zehnder macht Musik in verschiedenen Formationen, hat mit «Partial» einen Chor, ist mit afrikanischen Chören wie mit der Philharmonie Berlin unterwegs gewesen und hatte als Dozent verschiedene Lehraufträge.

«Beim Singen ist in ihm eine dem ‹religiösen Hunger› vergleichbare Kraft da.»

So richtig in Fahrt gekommen ist die Karriere von Christian Zehnder in den 1990er-Jahren mit dem Duo «Stimmhorn». Produktionen wie «Melken» und «Schnee» sind ein Lautfestival: «Triohatala» macht auch Griesgrämige purlimunter, «Zitterkyrie» hat das Zeug zu einem Ohrwurm. Zehnder macht seine Stimme und seinen Körper zu einem Instrument, es gurgelt, jauchzt, röhrt und knurrt auf diesen Einspielungen, manchmal ist er auch ein Synthesizer. «Stimmhorn» wird in Deutschland, Frankreich und Skandinavien gefeiert, bei so viel Erfolg im Ausland lassen sich schliesslich auch die Schweizer von der sprudelnden Improvisation anstecken.

In der Musik Zehnders schwingt eine Entdeckerfreude, ihr Antrieb ist die Sehnsucht. «Es ist die Sehnsucht nach einer geistigen Weite und einer Entfaltung, wo man erlebt: Es ist noch etwas anderes da als das Ich.» Beim Singen und Musikmachen ist in ihm eine dem «religiösen Hunger» vergleichbare Kraft da – sagt der in erzkatholischen Internaten aufgewachsene Zehnder. 

Das Erbe von Peter Roth
Aber Zehnder sagt auch: «Ich habe meine Karriere gehabt.» Jetzt komponiert er im Visions- und Programmbereich und ist so der neue «Klangwelt-Kopf». Oder besser: Ein zweiter Kopf. Denn der geistige Klangwelt-Vater ist für Zehnder Peter Roth, wegen dem er eigentlich hierher gekommen sei. Und der ihn geholt habe.

 

Text | Foto: Daniel Klingenberg, Pfarrer, Mittleres Toggenburg  – Kirchenbote SG, Oktober 2020

 

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