Knack die Nuss, Wachmann!
Die Region südlich von Dresden ist berühmt für Holzarbeiten und hat eine spezielle Weihnachtstradition: Statt Christbäume werden hier Weihnachtspyramiden aufgestellt, die sich im Kerzenschein drehen. Die Fenster der Häuser schmücken Lichterbögen, Engel und Bergmänner, die an die Bergbau-Geschichte erinnern.
Christi Geburt im Erzgebirge
Schon im Hochmittelalter wurde in der Region Silber abgebaut. Noch heute wird mit Bergparaden in der Weihnachtszeit an jene Blütezeit erinnert. Ebenso nehmen viele Weihnachtsfiguren das Thema Bergbau auf. In der Ausstellung sind Bergparaden «en miniature» zu finden, unzählige kleine Figuren beleben Weihnachtslandschaften, kombiniert mit Bergbau und Krippe – als hätte Christi Geburt im Erzgebirge stattgefunden.
Ohne Licht verloren
«Das Licht ist in dieser Volkskunst sehr wichtig», sagt die Kuratorin der Ausstellung Monika Mähr. In der Dunkelheit des Stollens seien die Bergmänner auf das Licht angewiesen gewesen, ohne wären sie verloren gewesen. Und so zeigt denn das Museum einige kunstvoll ausgestaltete Lichterbögen.
Im 18. Jahrhundert rückte im Erzgebirge dann der Rohstoff Holz immer mehr ins Blickfeld. Holzspielsachen versprachen eine neue Erwerbsquelle. In der Biedermeierzeit, als Weihnachten immer mehr zum Familienfest wurde, entstanden die typischen Figuren wie Engel und Bergmann und der Nussknacker, der seit sechs Generationen hergestellt wird.
Ironischer Seitenhieb gegen die Obrigkeit
Dem Nussknacker wird jeweils eine Baumnuss oder Haselnuss in den Mund geschoben und mit Hilfe eines Hebels am Rücken wird die Frucht aufgespalten. Nussknacker sind meist als Wach- oder Hauptmänner und Könige dargestellt, in prächtigen Gewändern und Uniformen. «Sie weisen einen ironischen Zug auf. Die Obrigkeit muss nun die harte Nuss knacken», so Mähr, und für einmal haben nicht die Bergmänner die schwere Arbeit zu verrichten.
Pyramiden bestückt mit Tieren
In der Region um das Weihnachtsdorf Seiffen ist das Drechslerhandwerk beheimatet. Hier zeigt das Museum Videos über die Arbeit an der Drehbank. Es entstehen Figuren mit einem gewissen Abstraktionsgrad, die mit ihren schlichten Formen und klaren Farben mit dem Bauhaus und seinen Erzeugnissen vergleichbar sind. Zu den eindrücklichsten Stücken der erzgebirgischen Volkskunst zählen die Weihnachtspyramiden, bestückt mit heimischen Tieren, Bergleuten, Krippen und anderen Figuren. Die mehrstufigen Pyramiden in den Vitrinen lohnen einen genaueren Blick, denn sie erzählen Geschichten.
Sammlerstücke aus der Ostschweiz
Heute ist das Weihnachtsland Erzgebirge eine beliebte Tourismusdestination und seit 2019 Unesco-Weltkulturerbe. Die Weihnachtsfiguren haben ausserhalb Deutschlands viele Liebhaberinnen und Sammler, auch in der Ostschweiz. Sie kamen auf das Museum zu, stellen ihre Stücke bis am 30. Januar für die Ausstellung zur Verfügung und geben Einblick in das einzigartige Weihnachtsbrauchtum und die Bergbautradition des Erzgebirges.
Katharina Meier, kirchenbote-online
Ausstellung «Weihnachtsland Erzgebirge: Schätze aus Ostschweizer Sammlungen», Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen, bis 30. Januar
Knack die Nuss, Wachmann!