"Liebe deinen Übernächsten wie dich selbst!"
Synodalpräsident Marcel Steiner führte am vergangenen Montagmorgen im Kantonsratssaal in Herisau zügig durch die Routinegeschäfte der Synode, die Versammlung des evangelisch-reformierten Kirchenparlaments beider Appenzell. Steiner nutzte vorgängig die Gelegenheit, die Synodalen auf die Geschäfte mit grösserer Strahlkraft an der Synode im Herbst hinzuweisen. Nach Annahme der neuen Kirchenverfassung im Jahr 2022 werden dann die ersten neuen Reglemente behandelt. Die Kirchgemeinden sehen sich immer komplexeren Strategie- und Strukturentscheiden gegenüber, gleichzeitig beschäftigen sie der Fachkräftemangel, die Suche nach Exekutivmitgliedern, weniger Kirchenmitglieder und somit Relevanzverlust. Diesen Problemstellungen gelte es, mit den neuen Reglementen zu begegnen.
Ausgeglichene Rechnung
Die Jahresrechnung der Landeskirche schliesst mit einem budgetierten Aufwandüberschuss von rund 70 000 Franken bei Aufwendungen von gut 2.2 Millionen Franken. Wie aus der Jahresrechnung entnommen werden kann, gab es gleichwohl innerhalb der Rechnung einige Verschiebungen. So sind tiefere Sitzungsgelder angefallen, da die vorberatende Kommission ihre Arbeit erst 2023 aufgenommen hat. Dem gegenüber stehen ausserordentlich hohe Kosten für die Informatikberatung. Die Finanzausgleichszahlungen betragen insgesamt 404 000 Franken. Im Vergleich zum Vorjahr sind das rund 87 000 Franken weniger. Zu diesem Ergebnis führte unter anderem der Zusammenschluss der vier Hinterländer Kirchgemeinden Herisau, Schönengrund, Schwellbrunn und Waldstatt.
Feierliche Einsetzung
Von den 42 anwesenden Synodalen waren deren drei das erste Mal an einer Versammlung dabei. Pfarrerin Sigrun Holz aus Speicher fiel es zu, die Einsetzungsworte für Manuela Langenauer aus Schwellbrunn, Marianne Neff-Gugger aus Teufen und Daniel Wachter aus Heiden zu sprechen.
Die Zukunft der Landeskirche gestalten
«Sie ist einfach zu verstehen aber nicht so einfach zu leben», betonte Kirchenratspräsidentin Martina Tapernoux in ihrer Rede des Rates. Gemeint ist die Nächstenliebe. Seit rund 2 000 Jahren gehört sie zum christlichen Glauben dazu, und auch Menschen ausserhalb der Kirche identifizieren sich damit. Die Menschen treiben Handel mit Menschen, denen sie nie im Leben begegnen werden. Deshalb gelte es, die Nächstenliebe zu erweitern, ist Tapernoux überzeugt: «Liebe deinen Übernächsten wie dich selbst». Dieses Prinzip helfe auch in der Klimakrise. Die übernächste Generation wird von der Erderwärmung viel härter getroffen werden als die nächste. Im übertragenen Sinn gelte das auch für die Landeskirche beider Appenzell. Gemäss einer Ecoplan-Studie werden die Steuereinnahmen der Reformierten in der Schweiz bis ungefähr 2045 im ähnlichen Rahmen bleiben wie bisher. Es müsste also noch nichts verändert werden. Die Synodalen gestalten jedoch die Zukunft der Landeskirche. Diese seien verantwortlich dafür, was die Übernächsten übernehmen werden.
"Liebe deinen Übernächsten wie dich selbst!"