Männer singen Psalmen

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20.05.2019
Sie tragen rote Brusttücher oder Blusen, singen Psalmen und sind Fischer oder Bauern. Nun treten sie – im Sinn des Psalms 98 «Meer und Berge jubeln zusammen» – gemeinsam auf: Der Mannenkoor «Halleluja» aus dem holländischen Urk und der Jodelclub «Säntisgruess» aus dem Toggenburg.

Es gibt vieles, was die Schweiz und Holland verbindet. Der Rhein, aber auch die Geschichte unserer Völker, die geprägt ist vom Willen zur Freiheit, zu Gerechtigkeit und Demokratie. Im «Wilhelmus», der holländischen Nationalhymne, heisst es: «… die Tyrannei zu vertreiben, die mein Herz verwundet.» Dieses Lied aus dem 16. Jahrhundert aus Holland wurde 1613 von Schweizern übernommen. Jetzt hiess es: «Wilhelm bin ich der Telle von Heldes Muet und Bluet, mit mynem Pfyl gar schnelle, han ich die Fryheit dem Vaterland erworben, vertrieben Tyranny.»

Psalmen gingen umgekehrten Weg
Die 150 Psalmen in den holländischen Gesangbüchern sind den umgekehrten Weg gegangen. Sie stammen aus Genf und sind Früchte der Schweizer Reformation. Der Weg lief vom Toggenburger Zwingli in Zürich über seinen Nachfolger Bullinger, der sich mit Calvin in Genf zusammentat, auch nach Holland. Die Reformation bedeutete einen Umschwung in Kirche und Gesellschaft. Bildung, Wissenschaft und Handel blühten auf. Mit der «protestantischen Arbeitsmoral» konnte sich später die moderne Industriegesellschaft entwickeln. Man spricht in Holland vom «Goldenen Zeitalter». 

Meer und Berge jubeln zusammen
Diese gemeinsamen Wurzeln bringen nun die 66 Männer des Mannenkoors «Halleluja» in die Schweiz zurück. Viele Chormitglieder sind Fischer. Sie tragen als Tracht rot-weisse Fischerblusen. Ihr Liedgut sind die Psalmen. Die Mitglieder des Jodelclubs Säntisgruess, Unterwasser-Wildhaus, sind Sennen oder Bauern. Sie tragen als Tracht das rote «Bruschttuech». Sie singen «Toggenburger Psalmen» von Peter Roth und Naturjodel. Meer und Berge jubeln also im Juni zusammen. Zudem kommt es in Rapperswil zu einem Auftritt mit der Kantorei Rapperswil-Jona.

 

Text: Walter Hehli, Bild: zVg   – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2019

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