Mehr erfahren über Zwingli

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22.12.2017
Zwingli bietet viel Lesestoff. Der Theologe Frank Jehle hält einige Büchertipps bereit. Eine wahre Fundgrube.

Wollen Sie mehr über Zwingli wissen? Hier Vorschläge zur Privatlektüre: Zuerst lesen Sie doch Zwingli selbst! Im Theologischen Verlag Zürich erschien 1995 eine wunderbare vierbändige Auswahlausgabe in heutigem Deutsch, die eine wahre Fundgrube ist: «Huldrych Zwingli, Schriften». Oder lesen Sie die spannende Zwinglibiografie des «linken» Journalisten Franz Rueb: «Zwingli, widerständiger Geist mit politischem Instinkt» (Baden 2016)! Alt Bundesrat Moritz Leuenberger wird im Impressum dafür gedankt, dass er das Buch gegengelesen hat, bevor es in den Druck ging.

Wissenschaftlich und doch gut lesbar 
Wollen Sie es eher wissenschaftlich-trocken, aber trotzdem lesbar? Zwei Schweizer Universitätsprofessoren haben je eine kurze Zwinglibiografie vorgelegt, die Wesentliches auf den Punkt bringt: Der in Basel lehrende Ulrich Gäbler: «Huldrych Zwingli: eine Einführung in sein Leben und sein Werk» (Neuausgabe Zürich 2004) und sein jüngerer Zürcher Kollege Peter Opitz: «Ulrich Zwingli, Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus» (Zürich 2015). Beide Publikationen dieser zwei ausgewiesenen Zwingliforscher empfehle ich gern, auch wenn sie für mein Empfinden fast zu knapp sind.

Vorlesungsstoff
Aus Vorlesungen an der Universität Zürich hervorgegangen ist das Buch des gelehrten Berner Pfarrers Matthias Neugebauer: «Ulrich Zwinglis Ethik, Stationen – Grundlagen – Konkretionen» (Zürich 2017), in welchem man unter anderem auch viel über Zwinglis grossen Anreger – und zeitweise sein Vorbild – Erasmus von Rotterdam erfährt. Zentrale Fragen des Zürcher Reformators waren: Was ist Gott? Was ist das Gute? Was ist Gerechtigkeit? Gibt es eine Freiheit des Willens? Was sind die praktischen Konsequenzen des Christentums und seine gesellschaftlichen Auswirkungen auf Ehe und Familie, Arbeit und Müssiggang, Staat und Obrigkeit sowie Krieg und Frieden?

Bibliotheken bieten Einiges 
Haben Sie Zugang zu einer öffentlichen Bibliothek? Dann können Sie auch ältere Bücher lesen, die nicht überholt sind. Etwa die klassische, vierbändige Zwinglibiografie des seinerzeitigen Grossmünsterpfarrers in Zürich Oskar Farner: «Huldrych Zwingli» (Zürich 1943, 1946, 1954 und 1960). Farner wusste über Zwingli, den er hoch verehrte, gewissermassen „alles“! Bereits in Band 1, «Seine Jugend, Schulzeit und Studentenjahre», findet sich viel sonst Übersehenes und Unbekanntes.Lesenswert und gut lesbar ist ebenfalls das Buch des später als Stadtpräsident von Winterthur bekannt gewordenen Historikers Martin Haas: «Huldrych Zwingli und seine Zeit, Leben und Werk des Zürcher Reformators» (Zürich 1969). Und eine Art „Geheimtipp“: Wenn ich selbst etwas über Zwingli nachschlagen will, weil ich es vergessen habe, greife ich zum dicken Band des seinerzeit an der Universität Bern lehrenden Gottfried W. Locher (Grossvater des gegenwärtigen Kirchenbundspräsidenten mit dem gleichen Namen): «Die Zwinglische Reformation im Rahmen der europäischen Kirchengeschichte» (Göttingen 1979). Bei meinen Suchaktionen werde ich kaum je enttäuscht!

Eigene Publikation 
Zuletzt etwas Persönliches: Meine eigene Schrift, die mir seinerzeit viel Zustimmung gebracht hat, «Du darfst kein riesiges Maul sein, das alles gierig in sich hineinfrisst und verschlingt (Johannes Calvin), Freiburger Vorlesungen über die Wirtschaftsethik der Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin» (Basel 1996), ist laut der Homepage des Friedrich Reinhardt Verlags noch nicht vergriffen. Das Büchlein enthält das weitgespannte Kapitel: «Huldrych Zwingli – für eine grössere menschliche Gerechtigkeit». Hier habe ich aus der sozialethisch auch heute anregenden Schrift des Zürcher Reformators „Von göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit“ von 1523 das Folgende zitiert: «Das Wort Gottes kann man weder einfangen noch an die Leine legen. Wenn wir uns aber alle ausnahmslos aufs Ernsthafteste bemühen, das Wort Gottes zu befolgen, dann lasst nur Gott walten; er wird alle Dinge ins rechte Geleise bringen. Ihm sei Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen.»

 

Text: Frank Jehle, Pfr. Dr. theol. Bilder: Andreas Schwendener – Kirchenbote SG, 22. Dezember 2017

 

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