Mit 50 Rappen die Welt verändern
Einfach ist es nicht, den Bäcker Jean Claude Herrmann anzutreffen – was wohl fĂĽr alle Bäcker zutrifft. Denn bekanntlich sind diese Leute wach, wenn andere Menschen schlafen. Als ich ihn an einem Wintertag gegen Abend in seiner Backstube besuche, wirkt er allerdings sehr munter.Â
Gerne erzählt er von seiner grossen Leidenschaft, dem Brotbacken. Und berechtigt ist sein Stolz: Vor 22 Jahren erstand er aus einer Konkursmasse die kleine Bäckerei in Azmoos, heute betreibt es vier gut laufende Filialen.Â
Herr Herrmann, seit wann machen Sie bei der Aktion mit?
Jean Claude Herrmann: Das war von Anfang an. Aber wie es dazu kam, weiss ich beim besten Willen nicht mehr.
«Halt! Das läuft anders. Ich verkaufe das Brot zum normalen Preis.»
Offensichtlich waren Sie gleich motiviert.
Herrmann: Ja, natürlich! Das ist doch eine sehr gute Sache. Einerseits kann ich mit meiner Arbeit mithelfen, dass Menschen, denen es nicht so gut geht, ihr «täglich Brot» kriegen – oder Reis oder was auch immer. Andererseits macht es uns als Bäcker bekannt. Die Aktion hilft mit, auf die Bedeutung der Bäckereien hinzuweisen – was heute sehr wichtig ist. Es würde aber nicht mehr funktionieren, wenn auch die Grossverteiler bei der Aktion mitmachen dürften.
Wie steht es mit dem Erfolg? Sind die Leute bereit, 50 Rappen mehr pro Brot zu bezahlen?
Herrmann: Halt! Das läuft anders. Ich verkaufe das Brot zum normalen Preis und steuere die 50 Rappen aus dem eigenen Sack bei. Am Ende beläuft sich der Betrag jeweils so um die 300 Franken. Die meisten Leute, die das Spezialbrot kaufen, wissen, worum es bei der Aktion geht. Und doch gibt es immer wieder solche, die wir darauf aufmerksam machen können. Da sind die kleinen Fähnli auf dem Brot schon hilfreich.
Wird Ihnen von der Kampagnenleitung vorgeschrieben, was fĂĽr ein Brot es sein soll?
Herrmann: Früher machte man uns Bäckern konkrete Vorschläge. Aber das ist vorbei. Ich jedenfalls habe mein eigenes Spezialbrot kreiert.
Genau, dieses dreiteilige, aus verschiedenen Mehlsorten. Ich finde es extrem gut.
Herrmann: Ich auch. Wir wurden schon gefragt, ob dieses Brot zu anderen Zeiten nicht auch erhältlich sei. Doch das ist jetzt einfach für die Aktion reserviert. – Was ich aber noch sagen wollte: Es ist wichtig, dass man uns Bäcker kreativ sein lässt. Brotbacken ist etwas so Spezielles, das kann man mit keiner andern Tätigkeit vergleichen. Es ist so etwas … Ursprüngliches. Das wissen Sie als Pfarrer ja gut genug.
Gibt es etwas, das Sie den Organisatoren der Kampagne raten wollen?
Herrmann: Nicht raten, aber vorschlagen: Ich würde gerne erfahren, welche Bäckereien in der Region auch an der Aktion mitmachen. Einerseits um zu wissen, wie deren «Brot zum Teilen» aussieht, und andererseits damit wir uns gegenseitig als Bäcker unterstützen können.
Interview  | Foto: Rolf Kühni, Pfarrer, Sargans  – Kirchenbote SG, März 2019
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Mit 50 Rappen die Welt verändern