Mit 59 Jahren, da fängt das Pfarramt an

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01.12.2020
Während andere sich auf das Pensioniertenleben einstellen, fängt für die 59-jährige Vikarin Sabine Mäurer das Berufsleben neu an. Ab Sommer 2021 wird sie als Gemeindepfarrerin arbeiten.

«Ich spüre viel Energie und freue mich auf die neuen Aufgaben als Pfarrerin», erzählt Sabine Mäurer. Das spricht keine 25-jährige Studienabgängerin, sondern eine 59-jährige, gestandene Berufsfrau. Während ihre Altersgenossinnen und -genossen über die Frühpensionierung nachdenken, will Mäurer in einer Gemeinde als Pfarrerin durchstarten.

Nichts schien in der Vergangenheit darauf hinzudeuten, dass Sabine Mäurer dereinst als Seelsorgerin arbeiten würde. Nach Abschluss ihres Studiums in Romanistik, Germanistik und Sinologie, das sie an die Universitäten von Tübingen, die FU Berlin, nach Aix-en-Provence und Beijing führte, stieg sie in die Industrie ein und arbeitete später für die internationale Finanzwirtschaft und die Versicherungsbranche. 2005 absolvierte sie berufsbegleitend an der Universität Zürich eine Weiterbildung zu den Grundlagen der Unternehmensführung.

Neue Herausforderung gesucht
Sabine Mäurers Arbeitsstationen lesen sich wie ein «Who is Who» der kotierten Bluechips. Ihr Berufsleben führte sie von der Daimler Chrysler AG über die Credit Suisse und die Holy Fashion Group zur Basler Versicherung, bei der sie zwischen 2013 und 2020 als Senior Project Manager arbeitete. «Projektmanagement und interne Organisationsberatung zogen sich wie ein roter Faden durch mein Berufsleben», sagt die gebürtige Stuttgarterin mit Schweizer Pass. «Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass ich stets das Gleiche mache. Es wurde langweilig, obwohl ich vielfach in neuen Jobs arbeitete.»

Im Internet entdeckte Sabine Mäurer die Möglichkeit des Quereinstiegs in den Pfarrberuf. Da habe es ihr so richtig «dr Ärmel ine gno», wie man in der Schweiz sagt, erzählt sie. Just zu der Zeit, als die Basler Versicherung mit ihr einen neuen Bereich aufbauen wollte. «Das war keine einfache Zeit», konstatiert Sabine Mäurer. Während des halbjährigen Bewerbungsprozesses für die Aufnahme ins Quest-Programm wurde ihr jedoch klar, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand.

Positives Feedback vom Arbeitgeber
Zu ihrer Verblüffung reagierten die Vorgesetzten äussert positiv auf ihr Vorhaben, die Quereinsteiger-Ausbildung für den Pfarrberuf zu machen. «Sie schlugen mir vor, in einem Teilzeitverhältnis weiterhin für die Basler Versicherung tätig zu sein.»

Im Juni 2020 schloss Sabine Mäurer das Theologiestudium mit dem Master ab und absolviert seither – dank einem Darlehen – im 100-Prozent- Arbeitsverhältnis das Vikariat bei Pfarrer Andreas Klaiber in Riehen. Im Laufe dieses Jahres befasst sie sich mit den Themen Ausbildung, Gottesdienst, Gemeindeentwicklung und Seelsorge. Während des Vikariats sei man quasi der Schatten des Pfarrers. «Von mir wird erwartet, dass ich neue Impulse von der Uni einbringe, handkehrum führt mich der Pfarrer in die Geheimnisse des Gemeindelebens ein», sagt Mäurer.

Den Prüfungen über die vier Kompetenzen sieht sie gelassen entgegen. Auch eine Pfarrstelle habe sie schon in Aussicht. «Ich wünsche mir, übers ordentliche Pensionierungsalter im Pfarrberuf bleiben zu können. Schliesslich möchte ich die Früchte meiner Arbeit noch wachsen sehen. Vielleicht ist es mir ja vergönnt, die eine oder andere ausgereifte Frucht zu ernten», sagt die 59-Jährige.

Toni Schürmann, kirchenbote-online

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