Mit den Teufeln tanzen

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19.01.2018
Wer kommt bloss darauf, dass ausgerechnet die junge Wanja Sulser aus Wangs etwas zum Teufel sagen könnte? Sie, die den Kindergottesdienst liebte und moderne Musik-Gottesdienste mag, die mit ihren 16 Jahren gar schon im Kirchenvorstand mitmacht.

Höflich ist sie, eher leise, zuvorkommend. Doch sie formuliert deutlich. Und hat etwas zu sagen: «Ich glaube nicht an den Teufel, sondern an Gott.» Das andere sei Aberglaube.

«Seit zwei Jahren ist sie mit zwei Freundinnen bei der Gruppe Hohlgasspass aktiv, eben den Teufelsmasken.» 

Das mit den Teufelsmasken findet sie trotzdem lustig. Damit meint sie ihr saisonales Hobby, die Sarganserländer Fasnacht, die derweil auf gutem Weg ist, als Teil des Welterbes anerkannt zu werden. Seit zwei Jahren ist sie mit zwei Freundinnen bei der Gruppe Hohlgasspass aktiv, eben den Teufelsmasken. Diese knüpfen mit ihren Widderhorn-Holzlarven an das Brauchtum der im alemannischen Alpenraum verbreiteten Krampusse an. Sie gelten als pädagogischer Schatten des Nikolaus und als gezähmte Teufel, vergleichbar dem helvetischen Schmutzli. 

«Kinder trösten, Menschen helfen»

«Mir gefallen die Umzüge und die Guggenmusik», schwärmt Wanja. «Es ist so farbig.» Das Verkleiden, mal anders sein dürfen als sonst, das sei schön. «Wenn man mal etwas falsch sagt, ist es kein Beinbruch, sondern lustig.» Die Fasnacht sei halt locker. «Solange kein Alkohol im Spiel ist», ergänzt sie. Die Freude am wilden Spiel nimmt man Wanja gerne ab. Denn wenn sie nicht gerade beim Umzug in Vilters, Sargans oder Wangs Zuschauer erschreckt und Kinder, die vielleicht doch einmal weinen müssen, mit guten Worten und Süssem tröstet, dann macht sie viele wertvolle Dinge, auf die alle Eltern stolz wären. 

Sie liebt Fantasy-Romane

Sie startet eben ihre Lehre als Orthopädistin. «Ich will Menschen zu mehr Lebensqualität verhelfen», erklärt sie. In der Freizeit liest sie, Fantasy-Romane am liebsten, aber auch mal Schnulzen oder Krimis und sie fährt gerne Ski, mit der Schwester, gleich hinter dem Dorf, am Pizol. Sie klettert, und jüngst war sie mit der Familie in den Ferien zum Schnorcheln. Da hat es ihr – ausgerechnet – der Teufelsfisch angetan. Ein kugelförmiger, rötlicher Fisch mit weiten, weissen Schwingen, ein Einzelgänger, der majestätisch über dem Riff schwebt. Giftig sei er schon, aber schaurig-schön. Und so farbig! 

 Leserbriefe zum Thema

Text und Foto: Reinhold Meier, Wangs  – Kirchenbote SG, Februar 2018

 

 

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