Nationales Erfolgsmodell – Studiengang Popularmusik

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05.03.2019
Der von den beiden St. Galler Landeskirchen angebotene, zweijährige, berufsbegleitende Studienlehrgang Popularmusik entpuppt sich national als Erfolgsmodell, das Musiker hervorbringt, die danach viel professioneller und innovativer in ihren Kirchgemeinden Gottes Herrlichkeit lobpreisen. Dies beweist ein Augenschein am Ort.

Gottesdienste, die von einer Band oder einem Pop-/Gospel-Chor musikalisch begleitet werden, kommen immer mehr in Mode. Das modern-zeitgemässe Auftreten der Ensembles, verbunden mit einem leicht zugänglichen, aber keineswegs beliebigen musikalischen Glaubensbekenntnis, vermag immer mehr Menschen, jung wie alt, anzusprechen.

Eine umfassende musiktheoretische Ausbildung
Dass dieses Angebot in den letzten Jahren nicht nur stark zugenommen hat, sondern zugleich immer mehr professionalisiert wurde, ist wohl in erster Linie einer hierzulande einmaligen musikalischen Ausbildung in der Stadt St. Gallen zu verdanken: dem berufsbegleitenden Studiengang Kirchenmusik mit Schwerpunkt Popularmusik. Dieser wird von den St. Galler Kirchenmusikschulen dkms (Diözesane Kirchenmusikschule) und ekms (Evangelische Kirchenmusikschule) zusammen im Rahmen der Musikakademie St. Gallen in den beiden Stufen B und C angeboten, und bietet allen, welche die Aufnahmeprüfung bestehen, einen spezifischen Fächerkanon von der Ausbildung am Hauptinstrument zu Liedbegleitung, Harmonielehre, Rhythmik, Chorleitung, Stimmbildung, Arrangieren etc. an. 

Grooviges Bandspiel
Während der Studiengang B jenen offen steht, die im Bereich populäre Musik in Kirche und Gemeinde tätig sind oder tätig werden wollen, ist der weiterführende Studiengang C für Musikerinnen und Musiker gedacht, welche für sich eineVertiefung und Verfeinerung der Kenntnisse auf dem Gebiet der Popularmusik wünschen. Dabei gibt es zwei mögliche Schwerpunktrichtungen: Vokal und Instrumental. Neben theoretischen Fächern wie «ArrangingPlus» wird dabei besonders ein Augenmerk auf die "Live Performance" und das groovige Bandspiel gelegt.

Munteres Wechselspiel an den Instrumenten
Letzteres wird jeweils am Mittwochvormittag im Keller an der Frongartenstrasse 11 geübt. Drei Frauen und ein Mann haben sich mit dem Beauftragten der evangelischen Landeskirche für Popularmusik, Andreas Hausammann, im Proberaum eingefunden, um musikalisch Gott zu ehren. Auch Schulleiter Jonathan Schaffner stösst ungeplant hinzu und – wird gleich ins Ensemble integriert. Gespielt wird, was Spass macht. Doch nicht immer können sich die Musizierenden dabei von ihrer Schokoladenseite zeigen. «Wir wechseln an den Instrumenten ab – schliesslich lernen die Studierenden hier, wie sie ein Ensemble leiten; da ist es gut, wenn man am eigenen Leib erfährt, wie es sich anfühlt, ein Bassist oder Schlagzeuger zu sein», erläutert Hausammann. 

Berufsbegleitendes Studium ist ein Plus
Das Einzigartige am St. Galler Angebot ist, dass man es berufsbegleitend absolvieren kann. «Einen Tag kann ich gut investieren, mehr wäre im Zusammenhang mit meinem Beruf sehr schwer gewesen», erklärt beispielweise Marina Stumpf, 28. Die junge Frau aus Buchs lässt sich schwerpunktmässig in Vocal-Coaching und Bandleitung ausbilden. Ihre Motivation fürs selbstfinanzierte Studium erklärt sie so: «Ich bin zehn Jahren in der evangelischen Kirche Buchs musikalisch als Freiwillige mit dabei. Irgendwann habe ich jedoch gemerkt, dass ich gerne singe, mir aber das ganze theoretische Wissen fehlte. Und so wuchs in mir der Wunsch, mehr darüber wissen zu wollen». Ihre Wahl fiel auf St. Gallen, weil ich schon einige Leute aus Buchs kenne, die diese Schule besucht hatten. Bei ihnen konnte ich sehen und hören, wie sie vom Studienlehrgang profitierten». 

Im ständigen Austausch
Auch Mathias Peter, 34, «profitiert enorm und das gleich mehrfach» vom Angebot. Denn da dieses eigentlich klar auf die Bedürfnisse der Landeskirchen ausgerichtete Angebot ist, bildet für den Leiter des Bereichs Lobpreis der St. Galler Freikirche «Stami» das Kennenlernen der anderen Liturgie «einen echten Gewinn». Musikalisch schätzt er, dass aufgrund der kleinen Lehrgänge (vier bis sieben Teilnehmende), die Lehrer sehr individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche der Studierenden eingehen können. «Das bringt mir sehr viel,  wie auch der ständige Austausch mit den Mitstudenten», so Peter.

Und die Erfolgsgeschichte scheint weiter zu gehen, denn für den im kommenden August startenden, neuen Studienlehrgang haben sich aktuell vier Personen angemeldet und drei weitere zeigen ein festes Interesse daran. «Ich rechne mit sieben Anmeldungen», blickt zumindest Schulleiter Jonathan Schaffner der Zukunft dieses einzigartigen Studienlehrgangs für populäre Kirchenmusik zuversichtlich entgegen. 

www.kirchenmusik-sg.ch

 

Text und Fotos: Christof Lampart  – Kirchenbote SG, 5. März 2019

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