(Noch) keine Verfassungsreform

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07.12.2020
Die Synode, das Parlament der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, verschiebt den Entscheid, ob sie eine Revision der Kirchenverfassung anpacken möchte.

Die Synodalen, die Abgeordneten des Parlamentes der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, erhielten bei der Wintersession eine Seife in Form des Reformators Vadian. Passend zur Zeit, passend zum Ort. Ist Händewaschen doch angesagt und hatte der Reformator in derselben Kirche gepredigt, in der das Parlament – um Abstand halten zu können – am Montag zusammentrat: In der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen.

Wenn, dann vollständig
Obwohl sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier nun mit einem Reformator die Hände waschen können, war es den Synodalen im Moment nicht nach grossen Reformen. So entschied sie, die Kirchenverfassung nicht einer Revision zu unterziehen – noch nicht. «Wenn wir schon revidieren, dann vollständig», sagte Paul Gerosa aus St.Margrethen. Doch nun sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Es sei angebracht, auf bessere Zeiten zu warten - wenn man wieder diskutieren und sich ins ganze Gesicht schauen könne. Entsprechend argumentierten Käthi Witschi und Boris Züst. Gerosa und Züst empfahlen zudem, die Synode möglichst stark in den Prozess der Verfassungsreform einzubinden. Eine Verfassungsrevision sei schliesslich ein Projekt der Legislative.

Nach wie vor 180 Mitglieder
Möglichen Handlungsbedarf zu einer Verfassungsreform sieht Martin Schmidt, Präsident des Kirchenrates. Hat die aktuelle Verfassung doch schon fast fünfzig Jahre auf dem Buckel. Er nannte etwa Fragen rund um die Leitung der Kirchgemeinden, die freie Wahl der Kirchbürgerinnen und Kirchbürger zur Zugehörigkeit zu einer Kirchgemeinde, die Grösse der Synode von derzeit 180 Mitgliedern oder das Stimmrechtsalter von 18 Jahren. Ob die Synode mit Schmidts Einschätzung übereinstimmt, wird sich somit erst später zeigen.

Mehr Stellen
Einverstanden war das Parlament mit dem Stellenpool der kantonalkirchlichen Arbeitsstellen. Dieser sieht mittelfristig einen Ausbau von rund drei Vollzeitstellen vor. Die Dienstleistungen der Kantonalkirche würden geschätzt, sagte Rolf Kühni aus Sargans. Es seien Pensenanpassungen, die dem kirchlichen Leben dienten und nicht einfach der Verwaltung.

Ein Antrag auf den Ausbau wegen der derzeitigen Unsicherheiten zu verzichten, hatte keine Chance. Martin Schmidt versicherte der Antragstellerin, dass im Moment genügend Reserven vorhanden seien, um die Stellen auch mittelfristig sichern zu können. Rita Dätwyler, Präsidentin der GPK, stellte sich zwar hinter die Vorlage des Kirchenrates. Allerdings sei das Budget möglichst rasch wieder ausgeglichen zu gestalten. Zudem dürfe der Finanzausgleich nicht zu sehr belastet werden, da in diesem Bereich die Entwicklung noch unsicherer seien.

Rückschlag von rund 320 000 Franken
So war man beim Budget 2021 angelangt. Dieses blieb vom Parlament unangetastet. Bei einem Gesamtaufwand von rund 21,8 Millionen Franken geht der Kirchenrat von einem Rückschlag von 322 000 Franken aus. Grund für das Defizit sind geringere Steuereinnahmen wegen der Coronapandemie. Noch schlechter sieht es beim Finanzausgleich aus. Bei diesem rechnet der Kirchenrat mit einem Minus von 2,37 Millionen Franken. Das Defizit gründet auf höheren Ausgaben, namentlich höherer Bautätigkeit in den Gemeinden, sowie weniger Einnahmen wegen kantonaler Steuerreformen und der Pandemie. Allerdings verfügt der Fonds zum Finanzausgleich über die nötigen Reserven, um diesen Rückschlag verkraften zu können.

Neues Mitglied Redaktionskommission Kirchenbote
Schliesslich wählte das Kirchenparlament Pfarrerin Friederike Herbrechtsmeier, Gossau, in die Kommission des Kirchenboten. Sie ersetzt Pfarrer Rolf Kühni, Sargans. Esther Grässli, Grabs-Gams, verlässt die Kommission der Aussprachesynode. An ihre Stelle rückt Susanne Schickler Schmidt, ebenfalls aus Grabs-Gams.           

 

Text und Fotos: kid/Ack  – Kirchenbote SG, 7. Dezember 2020

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