«Nur das Eigene sehen, ist langweilig»

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25.02.2017
Seit bald einem Jahr leitet Pascal Bazzell die kantonalkirchliche Arbeitsstelle «Weltweite Kirche». Sie gibt ihm Bodenhaftung.

Schwarze Hose, schwarzes Haar und schneeweisses Hemd. Konzentriert, aufmerksam und sympathisch. Wie Pascal Bazzell so dasitzt, könnte man ihn für einen Studenten aus Hongkong halten oder für einen jungen Banker aus Singapur. Dabei stammt der 37-Jährige aus einem alten Engadiner Geschlecht, ist im schwyzerischen Buttikon aufgewachsen, hat Zimmermann gelernt und arbeitet nun seit fast einem Jahr für die St.Galler Kantonalkirche. Er ist stolz auf seine Herkunft, pflegt sie, hat auch in seiner prägenden Zeit auf den Philippinen dem Raclette gefröhnt. «Aber nur das Eigene, das war mir immer zu langweilig.» 

15 Jahre auf den Philippinen

Darum ist der Mann ziemlich weit herumgekommen. Mit 19 besuchte er eine Bibelschule auf den Philippinen. Geplant waren sechs Monate, am Ende blieb er 15 Jahre. Bald arbeitete er im Gemeindeaufbau und in der Entwicklungszusammenarbeit, studierte Theologie und Missionswissenschaft, interessierte sich für deren interkulturelle Dimension und schlug den wissenschaftlichen Weg ein. Promoviert hat er schliesslich in den USA. Zuvor hatte er in seiner damaligen Heimat auf Mindanao geheiratet. Die Kinder des binationalen Paares, sechs, vier und ein Jahr alt, wachsen dreisprachig auf, mit Deutsch, Englisch und Filipino. Für ein Forschungsprojekt des Schweizer Nationalfonds zur Interreligiösen Christologie kehrte er vor bald drei Jahren zurück nach Europa. Im Anschluss bekam er eine Assistenz-Professur in Amerika. Wie das geht, von Buttikon aus? «In diesem Semester läuft mein Seminar ganz übers Internet.» 

St.Galler Kirche hilft weltweit

Bazzell zeigt sich froh, neben der akademischen Welt auch wieder einen Fuss in der Kirche zu haben. Auf der Arbeitstelle «Weltweite Kirche» gibts Bodenhaftung. «Das ist konkret und empirisch.» Er meint damit all die Projekte, die von der St.Galler Kirche lokal und weltweit gefördert werden. Etwa, Menschen in Afghanistan zu helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Spitäler im Irak auszustatten oder den Obdachlosen eines Dorfbrandes bei Manila beim Aufbau zur Seite zu stehen. Rund eine Dreiviertelmillion Franken gibt die St.Galler Kirche jährlich dafür. «Aber auch hier im Kanton sind wir Dienstleister vor Ort, etwa für Kirchgemeinden oder Religionslehrer.»

«Der kulturelle Austausch treibt theologische Erkenntnis voran.» 

Theologisch öffne das den Blick, wirbt er. Weil man weltweit mit den verschiedensten Kirchen zusammenarbeite, trete man in Dialog und entdecke neue Aspekte der Glaubenswahrheit. «So wichtig der eigene Blickwinkel ist, so unvollständig bleibt er ohne Begegnung», findet Bazzell. Bereichernde Vielfalt also. Wie schon im Ursprung der Kirche. Oder kulinarisch zugespitzt: Das heimische Raclette schmeckt super, aber immer aufgetischt wird es eintönig. «Ich möchte die Dinge auch von der anderen Seite sehen», plädiert Bazzell. Der kulturelle Austausch treibe theologische Erkenntnis voran. Die Facetten der weltweit wirkenden Reformation etwa seien ein Hinweis darauf. «Mich hat dieses Glaubensspektrum bereichert.»

 

Text und Foto: Reinhold Meier, Wangs   – Kirchenbote SG, März 2017

 

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