Präsidium: Kommt jetzt eine Frau?

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22.09.2020
Im November wählt die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS das Präsidium. Die Zeichen stehen gut, dass es erstmals von einer Frau besetzt wird.

Nachdem im Frühling Gottfried Locher überraschend vom Präsidium der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS zurückgetreten ist, wird Anfang November neu gewählt. Zwei Kandidatinnen stellen sich bis jetzt zur Wahl: Die Zürcher Landeskirche schickt die Pfarrerin Rita Famos ins Rennen, die Waadtländer Kirche die Theologin Isabelle Graesslé. Damit ist die Chance gross, dass erstmals in der Geschichte der reformierten Kirche eine Frau das Präsidium der EKS übernimmt.

«Die Zeit ist reif für eine Frau»
Wie eine Umfrage zeigt, stehen die Kantonalkirchen einer Frau an der Spitze der EKS positiv gegenüber. Für Lukas Kundert, Kirchenratspräsident der Kirche Basel-Stadt, ist es «ein Muss», dass jetzt eine Frau gewählt wird. Er freue sich, dass die Synode zwischen einer Deutschschweizerin und einer Romande wählen kann.

Es sei an der Zeit, dass eine qualifizierte Frau Präsidentin des Rates der EKS werde, heisst es in Schaffausen. «Der Kirchenbund hatte in seiner 100-jährigen Geschichte noch nie eine weibliche Person als Präsidentin», meint die Vizepräsidentin des Schaffauser Kirchenrats Sabine Dubach. Es sei gut, dass dies in der reformierten Kirche möglich ist, betont Dubach.

«Die Zeit ist mehr als reif für eine Frau», erklärt Evelyn Borer, Synodalratspräsidentin der Kantonalkirche Solothurn. «Mit der Wahl einer Frau wird ausgewiesen: Wir bemühen uns um die Aufarbeitung der uns belastenden Themen betreffend Grenzverletzung. Und Genderfragen werden keine leeren Worte bleiben.»

Eine charismatische, kompetente Persönlichkeit
Auch Christoph Herrmann, Präsident der Baselbieter Kirche, kann sich gut vorstellen, dass bei mehreren Kandidaturen eine Frau als Präsidentin der EKS bevorzugt wird. Für das Präsidium der EKS brauche es eine charismatische und kompetente Persönlichkeit, die integrierend und versöhnend wirkt.

Für Rita Famos ist es kein Zufall, dass Frauen kandidieren. In der ganzen Gesellschaft sei heute der Ruf nach Frauen in Führungspositionen gross und Frauen seien auch zunehmend bereit, sich der Wahl zu stellen, so auch in der Kirche. Sie freut sich, dass die Reformierten am 1. November eine echte Wahl haben zwischen zwei Frauen mit unterschiedlichen Profilen.

Die 53-jährige Pfarrerin ist seit 2013 Abteilungsleiterin Spezialseelsorge der Zürcher Landeskirche und war beauftragte für Pfarrausbildung.

Tilmann Zuber

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