Singen, lachen, «Seich» machen

min
21.09.2020
Der «Relichor» in St. Gallen-Rotmonten boomt – doch Singen ist dabei bloss Nebensache.

Regula Boetschi hat ein Luxusproblem: Ihr «Relichor» ist so beliebt, dass er aus allen Näten platzt. 130 Kinder sangen beim letzten Konzert mit. So viele wie noch nie. Dabei hat alles ganz bescheiden angefangen.

«Ich habe im Unterricht mit den Kindern gesungen», erzählt Boetschi, die in der Primarschule Rotmonten in St. Gallen Religion unterrichtet. Dabei habe sie bemerkt, dass fast alle Kinder gerne singen. Deshalb habe sie kurzentschlossen den «Relichor» ins Leben gerufen. «Ich habe alle Kinder angeschrieben; das Interesse war gross.» Das war vor neun Jahren. Seither tritt der Kinderchor zweimal jährlich auf, einmal vor den Sommerferien und einmal im Advent.

Viele Kinder singen Jahr für Jahr im «Relichor» mit. Eines von ihnen ist Sara. Die Sechstklässlerin war seit der ersten Klasse immer dabei. Nun freut sie sich auf ihr letztes Konzert. Durch ihre ältere Schwester hat sie vom «Relichor» erfahren, seit einigen Jahren sind auch ihre Klassenkolleginnen Merit und Maleah dabei. So ist der Chor durch Mund-zu-Mund-Propaganda Jahr für Jahr gewachsen.

Mandarinli essen auf dem WC
Weshalb gefällt den Mädchen der Relichor so gut? «Wir singen schon gerne», findet Merit, «aber ehrlich gesagt, ist das nicht der Hauptgrund.» Wichtiger sei das Drumherum: Das gemeinsame Essen vor den Proben, und vor allem das jährliche Probewochenende in Wildhaus. Boetschi bestätigt: «Natürlich üben wir die Lieder in Wildhaus.» Doch noch wichtiger sei das Rahmenprogramm: Spielen, Schlitteln, Schlittschuhlaufen. «Ich gehe weniger wegen des Singens nach Wildhaus», findet auch Sara. Die Lieder seien schon cool, aber letztlich sei es das Lager-Feeling, weshalb sie so gerne nach Wildhaus gehe. Das beginne schon im Car: «Wir erzählen Witze, lachen und singen lustige Lumpenlieder.» Maleah erläutert: «Wenn die Eltern nicht da sind, kann man mehr Seich machen.» Das gilt besonders in der Nacht: «Einmal sind wir nachts aufgestanden und haben einen Ausflug durchs Haus gemacht», erzählt Merit. Sie habe sich mit Freundinnen getroffen, um zu spielen und Mandarinli zu essen, und zwar im WC. «Denn dort hatte es eine Bodenheizung.» 

Vom Quartier, für das Quartier
Der «Relichor» ist ein Chor vom Quartier fürs Quartier: Er tritt in der reformierten Kirche Rotmonten auf. «Uns ist wichtig», betont Boetschi, «dass alle Kinder mitmachen dürfen, egal wie gut sie singen.» Trotzdem töne es am Schluss richtig gut – auch Dank dem Pianisten von der Reformierten Kirche und engagierten Eltern, die jeweils ein kleines Ad-hoc-Orchester bilden. Auch Merit, Sara und Maleah gefällt das Konzert – die Musik und die Stimmung. Besonders ein Lied hat es ihnen angetan: «Vater Unser», eine gesungene Version des Gebets – eines der wenigen Lieder, die jedes Jahr auf dem Programm stehen. «Das finden alle mega schön.» 

 

Text: Stefan Degen | Fotos: Pascal Gnädinger / Stefan Degen  – Kirchenbote SG, Oktober 2020

 

Unsere Empfehlungen

Kirche Grabs wird saniert

Kirche Grabs wird saniert

«Gestern und heute und derselbe in Ewigkeit» … dies gilt für Jesus Christus, aber nicht für die reformierte Kirche Grabs. Sie soll saniert werden.

«Ich bin eine begeisterte Reformierte!» (1)

Rita Famos, Präsidentin der Evangelischen Kirchen Schweiz (EKS) verriet am Podiumsgespräch in Teufen, was sie motiviert und was ihr schlaflose Nächte bereitet. Seit 2021 ist sie die Frau an der Spitze der EKS. Sie stellte sich kürzlich den Fragen von Pfarrerin Andrea Anker und jenen aus dem ...