St. Galler Coronabibel geht online…
Dies teilen der reformierte Pfarrer Uwe Habenicht sowie Roman Rieger, Ann- Katrin Gässlein und Matthias Wenk von der katholischenCityseelsorge mit. Kurz nach dem Shutdown hatte das Team eingeladen, jeweils ein Kapitel der Bibel mit der Hand abzuschreiben und es einzusenden. Aus den 1189 Kapiteln der Bibel sollte eine handgeschriebene Bibel mit Kommentaren und Illustrationen entstehen, ein Zeitzeugnis aus der Anfangszeit der Coronakrise. Die Originalbibel, so die Idee,soll dann der St. Galler Stiftsbibliothek übergeben werden.
Bis Mitte Juni waren alle Kapitel eingegangen
Mehr als 900 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und vielen weiteren Ländern haben sich an der Initiative beteiligt und ihre ganz individuellen und handgeschriebenen Kapitel eingesandt. Inzwischen wurden alle 3811 Seiten eingescannt und eine eigene Website in Auftrag gegeben. Denn dem Team war es wichtig, allen Interessierten die Möglichkeit zu geben, gerade in dieser schwierigen Übergangszeit in der einzigartigen Bibelausgabe zu lesen und auf Entdeckungsreise zu gehen.
Sprachen gezielt ansteuern
So ist es über verschiedene Suchfunktionen möglich, die über 30 vertretenen Sprachen gezielt anzusteuern oder sich Illustrationen und Kommentare anzeigen zu lassen. Der Initiator Uwe Habenicht dazu: «Nachdem wir gesehen haben, mit welcher Sorgfalt und mit wie viel Phantasie geschrieben, gezeichnet und gestaltet wurde, wollten wir unbedingt allen einen unbegrenzten Zugang zu diesen Schätzen ermöglichen. Das Schreiben mit der Hand war für viele eine befreiende und meditative Tätigkeit. Wir hoffen sehr, dass auch das Lesen in dieser Bibelausgabe ermutigend und stärkend ist. Denn die Coronakrise ist ja längst noch nicht vorbei und gerade in dieser Übergangszeit braucht es Ermutigung und die Gewissheit, nicht allein zu sein mit den eigenen Sorgen.»
Zurückhaltendes Design
Roman Rieger, Leiter der St. Galler Cityseelsorge, hat die Erstellung der Website begleitet. Rieger: «Uns war wichtig, dass die Website die Corona-Bibel selbst ins Zentrum rückt. Deshalb ist das Design sehr zurückhaltend und sparsam. Eine kurze Filmsequenz, die von einem Jugendlichen gedreht wurde, stimmt auf das Gemeinschaftswerk ein und dann darf gelesen und gestaunt werden. Dank der Unterstützung von Kirchgemeinden, des katholischen Bistums, der reformierten Kantonalkirche St. Gallen, der Lienhard Stiftung und weiterer Förderer konnten wir auch digital etwas sehrAnsprechendes gestalten, das dem Wert der Originalausgabe gerecht wird.» Die Website bietet darüber hinaus Wissenswertes zum Entstehungsprozess, eine Zeitleiste der Coronakrise und Impulse zur Lektüre der Kapitel.
Dezentrale Anlässe statt Übergabe
Während die Originalausgabe mit ihren sieben Bänden zurzeit noch gebunden wird, arbeitet das Team bereits am nächsten Schritt. Da die steigenden Infektionszahlen einen grossen Anlass zur feierlichen Übergabe an die Stiftsbibliothek im Frühjahr 2021 eher unwahrscheinlich machen, wird es an einem Tag mehrere dezentrale Anlässe und anschliessende Sternmärsche aus verschiedenen Richtungen in den Stiftsbezirk geben. Als Datum der Übergabe wurde der Jahrestag des Lockdowns gewählt: der 14. März 2021. «Zurzeit sind langfristige Planungen schwierig», fügt Uwe Habenicht hinzu, aber eben diese Situation gehörte ja von Anfang an mit zur Entstehung dieser besonderen Bibelausgabe. Wichtig ist nur, dass wir einen guten und sicheren Weg finden, dieses besondere Ereignis mit den vielen zu feiern, die es mitgetragen und überhaupt erst ermöglicht haben.»
Text und Bild: zvg – Kirchenbote SG, 4. November 2020
St. Galler Coronabibel geht online…