Tägliche Pflege: drei Thesen

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16.08.2019
Gott, ich preise dich, dass ich so herrlich, so wunderbar geschaffen bin (Psalm 139,14). – «Selfies sind etwas für die Jungen.» Quatsch! Schon Gott machte einst ein Selfie. Und schon damals war er ziemlich alt. Er machte nämlich ein Bild von sich selber und er nannte es «Mensch».

Der Mensch, der das weiss, empfindet sich selber als schön. Weil der Schöpfer der wunderschönen Schöpfung eben Inbegriff und Quelle jeder Schönheit ist. Im Psalm 139 heisst der Mensch David. Heute nennt er sich Fabio oder Julia, Bertha oder Hans.

Nur, dass der Mensch seither mehrheitlich vergessen hat, wie wunderbar er geschaffen ist. Weil seine Nase ein wenig krumm verläuft oder die Haarfarbe nicht den Wünschen entspricht, weil der Bauch an Umfang zugenommen hat und das Alter immer sichtbarer wird. Zum Glück können wir Abhilfe schaffen: Betonen und überbetonen, kaschieren und fälschen – vom Busen bis zu den Bizepsen,
von den Füssen bis zur Glatze. Was höchst erfreulich ist. 

Drei Thesen zum Nachdenken
Ein passendes Tattoo wirkt ästhetisch. Ein gestylter Bart ebenfalls. Das gekonnte Make-up löst positive Gefühle aus. Und wer die Haare eine Zeitlang nachfärbt, darf gerne jünger wirken. Nur: Erfahre ich – so – wirklich mich selber als wunderbar? Oder ist das an mir herrlich (attraktiv!), was ich unter grossem Zeitaufwand täglich aus mir zu machen versuche? Wo liegt die Grenze zwischen pflegen und auftakeln? Was im Bereich der Schönheitspflege dient dem Menschen, und was macht ihn abhängig? Denn letztlich geht es, wie so oft, auch hier um diese Frage (vgl. 1. Kor 6,12). Vielleicht regen die folgenden drei Thesen dazu eine Diskussion an:

1) Die Schönheitspflege muss kürzer sein als  die Seelenpflege – täglich.

2) Die Schönheitspflege muss kürzer sein als die Kontaktpflege – täglich.

3) Die Schönheitspflege muss kürzer sein als die Gesundheitspflege – täglich.

Sich als «Selfie» Gottes erfahren
Halte dich daran, und du entdeckst bald einmal, was dich herrlich und wunderbar macht. Und schon wenn du am frühen Morgen gähnend vor dem Spiegel stehst, darfst du aus Herzensüberzeugung sagen: «Gott, eigentlich ganz gut, was Du da fabriziert hast.» Weil du dich als geliebtes «Selfie» deines Schöpfers erfährst, so wie dies die Bibel bereits ganz am Anfang erzählt.

Wobei, dies möchte ich auch betonen, gar keine Schönheitspflege genauso falsch ist wie deren Übertreibung! Schliesslich möchte Gott, dass wir das Allerbeste aus uns herausholen, im unsichtbaren wie im sichtbaren Bereich unseres Lebens.

Text: Rolf Kühni, Pfarrer, Sargans | Foto: Ben Kerckx auf Pixabay  – Kirchenbote SG, September 2019

 

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