Was hält Paare zusammen?

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21.01.2019
Drei Paare aus der Kirchgemeinde Gossau (SG) erzählen von ihren langjährigen Beziehungen.

Die Tänzer – Hans und Eva Sturzenegger, Gossau

«Wir tanzen leidenschaftlich gerne!» Als Teenager lernten Hans und Eva Sturzenegger sich auf der Tanzfläche kennen. Das Hobby verbindet die beiden bis heute. Regelmässig gehen sie an Tanznachmittage und geniessen dort die gemeinsame Zeit. Auch selbst organisieren sie Tanzanlässe für Senioren. Eine Anfrage, ob sie im Kirchgemeindehaus so etwas organisieren könnten, wurde leider zu teuer. «Das ist schade – der Raum hätte perfekt gepasst.»

Gemeinsame Projekte tragen und begleiten ihre Ehe. Stark sind sie auch mit ihren Kindern verbunden, die bereits eigene Familien gegründet haben. Regelmässig dürfen sie als Grosseltern ihre Enkelkinder hüten, eine Aufgabe, die sie mit Freude übernehmen. 

Der Alltag besteht aber nicht nur aus Höhenflügen. «Man muss realistisch bleiben», sagt Hans Sturzenegger. «Gewohnheit und Bequemlichkeit gehören zum Alltag. Das muss man nicht verschweigen. Nach bald 50 Ehejahren können wir aber immer noch über alle Themen diskutieren. Das ist mir wichtig.»

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Die Reisenden  – Hans Dütsch und Margot Duerkop

Hans Dütsch und Margot Duerkop haben sich 1998 in der Wüste Arizonas (USA) kennen gelernt. Beide waren mit ihren Ehepartnern im Camper unterwegs. Sie wohnte bereits in den USA. Die freundschaftliche erste Begegnung wurde weiter gepflegt.

Dreimal war Hans Dütsch mit seiner ersten Frau ein Jahr lang im Camper in den USA unterwegs. «Dafür braucht es eine gute Beziehung», sagt er, «sonst geht das nicht und füreinander da sein gehört dazu. Es braucht gegenseitige Zuverlässigkeit. Um zu erkennen, was die Partnerin bewegt, halte ich die Antennen ständig ausgestreckt.» Wenige Jahre später sterben ihre Ehepartner kurz nacheinander. Aus einer gegenseitigen Anteilnahme wächst langsam eine wertvolle neue Beziehung.

Margot Duerkop zieht 2011 von den USA in die Schweiz zu Hans Dütsch. «Fast wie Zahnräder, die ineinandergreifen», staunt er. «Kleinigkeiten werden im Nachhinein als Weichen erkannt, wodurch das Leben eine neue Ausrichtung erhält.» Ein offener und humorvoller Austausch sehen sie als tragende Säule in der Beziehung. «Es gibt mehr Dinge, die wir tun können: Wir sollten geben, nicht fordern. Freiräume sind für beide Partner wichtig. Wir sollten uns gegenseitig vertrauen und auf viele Arten auch spontan zeigen, dass man sich gerne hat. Ausserdem bleiben wir gerne gemeinsam unternehmungslustig.» 

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Die Entschiedenen – Susanne und Norbert Hälg-Dütschler

«Ich habe immer Gewissheit, dass meine Frau mich unterstützt. Was auch passiert, sie steht zu mir und ich zu ihr.» Susanne und Norbert Hälg-Dütschler schauen auf eine lange gemeinsame Zeit zurück. Sie stammt aus reformiertem Hause, er dagegen war katholisch. Weil Gossau vor 50 Jahren konfessionell getrennte Schulen hatte, lernten sie sich erst an der Kantonsschule kennen. Konfessionelle Unterschiede haben das Zusammenleben nie behindert.

«Unterschiede geben Anlass für gute Diskussionen und bringen uns weiter», erzählt Susanne Hälg. Neulich ist Norbert Hälg zur evangelisch-reformierten Kirche übergetreten. Er betrachtet das differenziert: «Das war ein bewusster Entscheid. Ich schätze aber nach wie vor die Rituale aus der römisch-katholischen Kirche und erkenne den Wert für den Menschen.» 

«Wir sind miteinander unterwegs und in der Ehe gleichberechtigt», sagt Susanne Hälg. «Das Verständnis des Gegenübers spürt man, das Wohlwollen, das Vertrauen und den Respekt. Unterschiedlichkeit und Eigenständigkeit sind für uns jedoch ebenso wichtig wie auch der Humor!» Ihr Mann ergänzt: «Wir sind jeden Tag engagiert unterwegs und haben gar keine Zeit, Probleme zu machen. Wir haben uns entschieden, zusammenzuleben. Das ist das Wichtigste. Auseinandersetzungen haben das Miteinander nie infrage gestellt.»

 

Texte: Karsten Risseeuw | Fotos zur Verfügung gestellt  – Kirchenbote SG, Februar 2019

 

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