Was ist eine gute Kinderbibel?

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16.10.2017
Schon Martin Luther wandte sich mit einer Bilderbibel an die «Kinder und Einfältigen». Es war der Anfang der protestantischen Kinderbibeln. Ein Grund, im Jubiläumsjahr der Reformation darüber nachzudenken, was eine gute Kinderbibel ausmacht.

In der Reformationszeit entstanden die Vorläufer der heutigen Kinderbibeln. Diese Lernbibeln erschienen zuerst als biblische Spruchsammlungen, die einzelne Begriffe mit Bildern erklärten, dann als Katechismen, die Bibelwissen in Form von Frage und Antwort vermittelten. Der Begriff «Kinderbibel» kam 1562 durch den Lutherschüler Johannes Mathesius auf. So bezeichnete er eine kurze Beicht- und Abendmahllehre für Kinder. Doch als erstes Buch mit biblischen Geschichten in der Reformationszeit gilt Martin Luthers «Passional» von 1529. Es war Bestandteil von Luthers «Betbüchlein». Es handelte sich um eine Bibel mit 50 Holzschnitten «um der Kinder und Einfältigen willen», denen die Bilder helfen sollten, die «göttlichen Geschichten» im Gedächtnis zu behalten.

Orientierungshilfe für gute Kinderbibeln
Heute existieren im deutschsprachigen Raum über hundert lieferbare Kinderbibeln. Jedes Jahr kommen unzählige neue Titel dazu. Entsprechend schwierig ist es, sich im Dschungel der Kinderbibeln zurecht zu finden. Eine Orientierungshilfe bietet der Ratgeber «Kinderbibel damals – heute – morgen». Das Hand- und Lesebuch des deutschen Theologen Michael Landgraf gibt einen geschichtlichen Überblick und stellt achtzig aktuelle Kinderbibeln vor. Landgraf bewertet sie anhand einer Umfrage mit vierzig Personen, die im religionspädagogischen Bereich arbeiten.

Als Grundlage für die Bewertung dient ein Raster aus Fragen, die helfen sollen, den Blick auf Kinderbibeln zu schärfen: Ermöglicht die Kinderbibel Kindern einen Zugang zur Bibel? Wie wählten die Herausgeber ihre Geschichten aus? Welches Gottesbild und welches Menschenbild vermitteln die Bibeln? Was lernt ein Kind durch die Kinderbibel? Ist der Sprachstil der Zielgruppe angemessen? Wie gehen die Bibeln mit theologisch schwierigen Fragen um?

Kinderbibeln als Erziehungsbücher
Gemäss ihrem Ursprung als Lernbibeln aus der Reformationszeit dienten Kinderbibeln lange als Erziehungsbücher, um das richtige Verhalten zu vermitteln. «Erst in den letzten Jahren setzten sich eine vorsichtige Erzählweise und Illustration durch, die die Bibeltexte theologisch und pädagogisch verantwortlich wiedergeben», schreibt Michael Landgraf. «Die Fehler der Vergangenheit, die biblischen Geschichten historisierend und moralisierend nachzuerzählen, werden allerdings auch heute noch begangen.»

So gibt es auf dem Markt viele Kinderbibeln, die den Kriterien einer guten Kinderbibel nicht entsprechen. «Man tut den Kindern keinen Gefallen, wenn man solche Bücher kauft», so Landgraf. «Durch sie können Ängste entstehen, welche die religiöse Entwicklung stören können». Die Bibel sei kein Kinderbuch. «Doch viele ihrer Texte kann man bereits Kindern gut vermitteln, wenn man sie altersgerecht auswählt und aufbereitet. Eine gute Kinderbibel lässt Kinder spüren, dass Gott uns Menschen beisteht und uns Raum zur eigenen Entfaltung gibt».

Problematische Kinderbibeln
Problematische Kinderbibeln vermitteln hingegen, dass alles genauso passiert ist, wie es in der Bibel steht und legen wenig Wert auf vorsichtige oder symbolische Formulierungen. Sie weisen zudem oft klischeebeladene Illustrationen auf.

Besonders schwierig ist laut Landgraf die Moralisierung: Geschichten werden übermässig ausgeschmückt und erhalten eine Moral. Es wird viel von Gut und Böse, von Sünde oder Ungehorsam erzählt. Der Drohbotschaft werde die Erlösung durch Gehorsam gegenübergestellt.

Adriana Schneider, kirchenbote-online, 16. Oktober 2017

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