Welche Werte will ich?

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20.05.2019
Die Frauenzentrale ist gemeinhin bekannt – und das ForumMann?

Hier ein Jass, da eine Wanderung, dort etwaszusammen trinken mit dem Ziel, unter seinesgleichen zu sein. Bei der Ostschweizer Männerinitiative ForumMann geht es aber um mehr als nur um lockeres Zusammensein. So steckt hinter dem Angebot «Männerpalaver» nicht einfach ein Herumgerede.

«Gewiss, wir pflegen die kameradschaftliche Komponente und unternehmen gemeinsam etwas», erklärt Uwe Spirig, Präsident des ForumMann. Durch die spezifischen Angebote bestehe so auch die Möglichkeit, sich zu öffnen, zu reden – oder auch nicht, zumal sich gewisse Männer schwertäten. Die Mitglieder seien jeglichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Es komme eine Vielfalt an Ansichten, Erfahrungen und Meinungen zusammen, sei es beim Vatercrashkurs oder im Männerpunkt. 

Leistungsauftrag 
Dem Verein, der 1997 gegründet wurde und Partnerorganisation der Frauenzentrale AR ist, gehören rund 100 Privatpersonen und Kollektivmitglieder an. Seit zwei Jahren hat er auch einen Leistungsauftrag des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Wie für sein Amt für Soziales ist das Credo von ForumMann die Gleichstellung von Frau und Mann respektive eine gerechte Verteilung von Zugangs- und Lebenschancen, sei dies in Beruf und Ausbildung, in Familie und Privatem sowie in der Politik

«Es gibt keinen Katalog dafür, was explizit männlich ist. Es gibt nur verschiedene Erwartungshaltungen.»

In diesem Sinne bietet das ForumMann auch Beratungen an. «Meist kommen Männer zu uns in die Standortbestimmung oder in die Coachingstunden, weil sie in Krisen stecken», erklärt der 42-Jährige. Dazu gehören Eheprobleme, Scheidungen, Verlust des Arbeitsplatzes oder das Evaluieren eines Teilzeitjobs. Manchmal wüssten die Männer nicht, wohin sie mit ihrer Wut, Trauer oder Hilflosigkeit gehen sollten. «Selbstverständlich ziehen wir – je nach Situation – Fachleute bei», so Spirig. Die Situation für Männer habe sich zugespitzt. Sie stünden vermehrt in einem Spannungsfeld, die klassische Rollenverteilung bröckle, die männlichen Eigenschaften würden negativ bewertet, viele glaubten, sie müssten alles respektive die vielen Rollen unter einen Hut bringen, fragten, welche Werte denn nun zählten. 

Was ist männlich?
Diese Verunsicherung führt der Informatiker auch darauf zurück, dass die heutige Gesellschaft vieles aufs Tapet bringe und hinterfrage. Doch nicht nur. «Sie steckt oft auch in der persönlichen Vergangenheit. Sie gilt es zu reflektieren, mit ihr klarzukommen und die eigenen Werte zu leben. Man muss sich nicht verbiegen. Jeder soll selber entscheiden, wie er das Mannsein definiert, sich fragen: Was will ich, wohin soll es gehen?» Für Spirig sind denn auch gewisse Eigenschaften nicht spezifisch weiblich oder männlich, sondern einfach nur menschlich. «Es gibt keinen Katalog dafür, was männlich ist oder nicht. Es gibt nur verschiedene Erwartungshaltungen.» 

www.forummann.ch

 

Text: Katharina Meier | Foto: Pixabay – Kirchenbote SG, Juni-Juli 2019

 

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