«Wir verstehen Kirche als Miteinander»

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19.11.2018
In einer einfühlsamen Feier haben über 200 Interessierte in Wildhaus das Finale des Reformationsjubiläums gefeiert, – in den beiden Dorfkirchen gleichzeitig. Die ökumenische Andacht betonte das Verbindende.

«Wir verstehen Kirche als Miteinander», erklärte Kirchenratspräsident Martin Schmidt in der voll besetzten Kirche nahe Zwinglis Geburtshaus. Das Motto könne darum nie heissen «Reformierte first». Reformierte blieben stets «auf das Ganze» bezogen, wie der Ursprung des Wortes «katholisch» belege. «Wir sind Teil der einen heiligen Kirche», spitzte er zu und appellierte mit Bezug auf die Bibel, sich als Salz der Erde und Licht der Welt, auch im gesellschaftlichen Diskurs, zu begreifen und Egoismen kritisch zu hinterfragen. Sichtbar wurde diese ökumenische Weite auch an der einfühlsamen Mitwirkung von Franz Kreissl, dem Leiter des bischöflichen Pastoralamtes. Verbindend wirkte ferner die Liveübertragung des Gottesdienstes in die nahe katholische Kirche. Deren Pfarreibeauftragter Michael Nolle wirkte dabei ebenso kollegial in der Feier mit wie die evangelischen Gemeindepfarrer Eva Anderegg und Tobias Claudy. 

Hunderte Anlässe im Kanton
Schmidt blickte denn auch dankbar auf das Jubiläumsjahr zurück. «Wir werden das Miteinander weiterpflegen», kündigte er an. Dabei hatte er namentlich die Zusammenarbeit mit dem Bistum und Administrationsrat wie auch mit dem St. Galler Regierungsrat, St. Galler Stadtpräsidium und den St. Galler Hochschulrektoraten im Blick, die alle hochkarätig im Patronatskomitee des Jubiläums vertreten waren. Hunderte von Anlässen im ganzen Kanton und den gut 40 Kirchgemeinden haben denn auch unter der Leitung ihres umsichtigen Geschäftsführers Daniel Schmid Holz während 365 Tagen Impulse gesetzt – mit Lesungen, Führungen, Poetry-Slams, Theater, Diskussionen, Gottesdiensten, Vorträgen, Ausstellungen und Konzerten, aber auch mit Festen, Kinderprogrammen, Publikationen und Singfeiern. 160 Seiten stark war das Programmheft.

Die Wirkung der Reformation
Ziel sei es gewesen, die Wirkung der Reformation für die Schweiz zu würdigen, heisst es dazu beim Kirchenbund. Die Reformation habe zunächst eine theologische Stossrichtung gehabt, indem sie das Seelenheil von der eigenen Anstrengung unabhängig machte. Sie bereitete aber auch zentralen modernen Errungenschaften den Weg, wie der Einrichtung des Bildungswesens, der Entwicklung der deutschen Sprache, der Aufklärung und moderner Arbeitsethik.

 

Text | Foto: Reinhold Meier – Kirchenbote SG, Dezember 2018

 

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