Zahl der Moscheen ist zu begrenzen

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26.08.2016
Für Saïda Keller-Messahli sind die hiesigen Moscheen und deren Vereine die grösste Herausforderung bei der Integration der Muslime. Sie fordert ein neues Konzept für den Umgang mit den Moscheen sowie eine Begrenzung ihrer Anzahl. Saïda Keller- Messahli wird am 3. Dezember der schweizerische Menschenrechtspreis 2016 verliehen.

Was bedeutet Ihnen der schweizerische Menschenrechtspreis 2016?
Saïda Keller-Messahli: Der Preis bedeutet mir Anerkennung und Verpflichtung, meine Arbeit weiter so zu machen wie bisher. Ich nehme den Preis dankend und stellvertretend für sehr viele Muslime, die gleich denken, entgegen.

 

Wie bewerten Sie die Situation der Muslime in der Schweiz?
Ihre Situation in der Schweiz ist ausgezeichnet. Hier finden sie Sicherheit, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und alle Entwicklungsmöglichkeiten, die sie für sich und für ihre Kinder wünschen.

Wo sehen Sie die grösste Herausforderung für die Schweiz bei der Integration der Muslime?
Was in den Moscheen abgeht, radikale Prediger, Finanzierungen vom Ausland, ein finsteres Frauenbild und so weiter – das ist die grösste Herausforderung. Wir brauchen ein neues Konzept für den Umgang mit den Moscheen und wir sollten deren Anzahl begrenzen.

Wie könnte ein solches Konzept aussehen?
Heute sind die Moscheen sich selbst überlassen: Sie wachsen nach Belieben, bauen für Millionen von Franken, empfangen radikale Wanderprediger, stürzen sich auf die Kinder, um die Mädchen zu verhüllen und die Geschlechtertrennung zum Normalfall zu machen. Dieser Nährboden hat dazu geführt, dass viele Jugendliche bewiesenermassen in Moscheen radikalisiert wurden und in den Jihad gezogen sind.  Ein neues Konzept muss diesen Kurs grundlegend verändern.

Braucht es also gesetzliche Vorgaben?
Ja, und zwar ganz klare: Es braucht eine Bewilligungspflicht und die Offenlegung der Geldquellen sowie der administrativen Struktur. Heute haben wir im Hintergrund oft eine potente Stiftung, in der Saudis und andere sitzen. Ferner braucht es klare Bedingungen, die erfüllt sein müssen: keine Geschlechtertrennung, keine Import-Prediger, totale Unabhängigkeit vom Ausland, Kommunikation in einer Landessprache und so weiter.

Gibt es muslimische Gruppen, denen die Integration nicht so sehr am Herzen liegt und welche lieber ihre eigene Lebensanschauung in der Schweiz verwirklicht sehen möchten?
Meines Erachtens arbeiten die meisten Moscheenvereine gegen die Integration. Beispielsweise werden dort Mädchen und junge Frauen systematisch formatiert und sozial konditioniert: Verhüllung und Abtrennung von den Buben.

Die muslimische Gesellschaft in der Schweiz ist sehr heterogen. Ist es für die Muslime überhaupt möglich, einen gemeinsamen Nenner zu finden, der die Integration fördert?
Der einzig gemeinsame Nenner ist die Trennung von Religion und Politik. Leider wird dieses laizistische Prinzip in den meisten Moscheen der Schweiz missachtet.

Sind die Muslime in der Schweiz stark abhängig von ihrer ursprünglichen Heimat – anders gefragt: Sind sie einem Druck aus ihrem Heimatland und ihrer Tradition ausgesetzt?
Keller-Messahli: Das trifft hauptsächlich auf die Moscheen zu, welche nur etwa zwölf Prozent der muslimischen Bevölkerung repräsentieren. Das schliesst nicht aus, dass der Gruppen- und Sippendruck aus den Ursprungsländern nicht auch bei den anderen in ihrem persönlichen Leben Wirkung zeigt.

Ein Grossteil der Muslime in der Schweiz lebt, ohne dass die religiöse Zugehörigkeit etwa über Kleider zur Schau getragen wird. Andere legen Wert auf eine sichtbare Abgrenzung, indem sie sich bewusst muslimisch-traditionalistisch kleiden. Wo ziehen Sie die Grenze, was das Praktizieren des muslimischen Glaubens und dessen zur Schau-Stellung in der Schweiz betrifft?
Das sind zwei verschiedene Dinge: seinen Glauben praktizieren und seine religiöse Zugehörigkeit zur Schau stellen. Es gibt viele Muslime, die ihren Glauben privat leben, ohne je das Bedürfnis zu haben, dies zur Schau zu stellen. Es sind nicht diese Muslime, die politische Forderungen stellen.

Immer wieder hört man, dass Musliminnen in der Schweiz –  wie in muslimischen Ländern – mit einem finanziellen Zustupf ermuntert werden, den Schleier zu tragen. Ist an der Geschichte was dran?
Das findet tatsächlich statt, in Frankreich, Belgien, Holland und warum nicht auch in der Schweiz?

Sie sind Gründerin und Präsidentin des «Forums für einen fortschrittlichen Islam». Was bedeutet ein «fortschrittlicher Islam»?
Das bedeutet einen Zugang zum Islam, der mit den Menschenrechten und den demokratischen Prinzipien vereinbar ist.

Interview: kath.ch – Georges Scherrer | Foto: Screenshot youtube.com – Kirchenbote SG, September 2016

 

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