Zeit schenken, da sein
So spielt sich denn diese kostenlose Arbeit, das Dasein für andere, meist im Hintergrund ab, dergestalt, dass die Organisation von Hospiz Toggenburg-Neckertal schnell in Vergessenheit gerät. «Wohl wissen die sozialen Einrichtungen, dass sie auf uns verweisen können. Hingegen ist vielen Privatpersonen heute noch nicht bewusst, dass es diese Gruppe gibt», sagt die Vereinspräsidentin Fränzi Niebecker aus Mosnang. Dies erschwere oft – wie derzeit – auch die Suche nach neuen Freiwilligen.
Hilfe vom evangelischen Verein
Gegründet wurde die Hospizgruppe 2009. Dank grosszügiger Anstossfinanzierung durch den evangelischen Verein für diakonische Aufgaben Toggenburg konnten die anfallenden Kosten des Vereins gedeckt werden. Im Vorstand vertreten sind zwingend Personen aus der Pflege, Sozialarbeit, Medizin und Seelsorge. Derzeit nimmt von reformierter Seite Pfarrer Anselm Leser der Kirchgemeinde Unteres Toggenburg Einsitz. «Unsere Hospizarbeit gründet auf der Überzeugung, dass bei Menschen, die sich in der letzten Lebensphase befinden, ein starkes Bedürfnis nach Begleitung und Geborgenheit besteht», sagt er. Dies belegen auch die Zahlen: Im Gründungsjahr registrierte der Verein 76 Einsätze mit total 651 Stunden Begleitung, 2019 waren es 143 Einsätze mit 755 Stunden Dasein. 2020 wurde pandemiebedingt die Dienstleistung massiv weniger genutzt.
Keine Freitodbegleitung
Die Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal hat kein Hospiz, also eine fixe Pflegeeinrichtung für die letzten Tag. «Die Freiwilligen besuchen und begleiten die schwer kranken und sterbenden Menschen am Tag oder in der Nacht zu Hause oder in den Institutionen, stehen zur Seite, entlasten so Angehörige und Fachkräfte, helfen mittragen», erklärt die Präsidentin. Das Schenken von Zeit stehe im Mittelpunkt. «Wir übernehmen keine hauswirtschaftlichen Aufgaben, auch machen wir keine Freitodbegleitung.» Hingegen verrichten die Freiwilligen einfache pflegerische Handgriffe wie Mundpflege, geben zu trinken oder positionieren richtig. «Wir sind überzeugt, dass es eine Bereicherung sein kann, wenn ein schwieriger, prägender Lebensabschnitt kurz vor dem Tod nicht alleine getragen werden muss», so Anselm Leser. «Unser Angebot – das für den ganzen Wahlkreis Toggenburg gilt – verstehen wir als Ergänzung zu anderen Organisationen und Institutionen.»
Text: Katharina Meier | Foto: Pixabay – Kirchenbote SG, März 2022
Zeit schenken, da sein